Ihre Mode hat eine Message. Das niederländische Designerduo Viktor&Rolf entwirft seit 30 Jahren Kunst, die man tragen kann. Die Kunsthalle würdigt die »Fashion Artists« in einer Retrospektive, die auch eine große Show ist. Bleibt die Frage: Lässt sich der Kapitalismus ernsthaft mit Mode kritisieren?
Viktor&Rolf
Go to Hell, Fashion!
VIKTOR & ROLF. FASHION STATEMENTS
Kunsthalle | Theatinerstr. 8 | bis 6. Oktober täglich 10–20 Uhr | Afterwork (mit Führungen und Musik): jeder 3. Mittwoch des Monats 18.30–22 Uhr | Vorträge im Gartensalon (jew. 18.30 Uhr, gratis): 8.4., Kuratorin Franziska Stöhr; 10.6., Jennifer Moira Wallace über Nachhaltigkeit in der Mode; 24.6., Antje Krause-Wahl über historische Perspektiven | kostenloses Begleitheft für Kinder; der opulente Katalog (Hirmer, 312 S., 250 Abb.) kostet 45 Euro | Führungen und Events
»Fuck yourself« oder »Go to Hell« steht da auf den Abendkleidern. Fein gestickt und appliziert auf Tüll und Seide. Rotzige Meme-Sprüche auf detailreicher Couture-Handarbeit – für die niederländischen Modedesigner Viktor&Rolf passt das zusammen. Ihre Sommerkollektion 2019 mit den applizierten Claims wie »No Photos Please« war nicht nur ein Hit auf Instagram, sondern ein Ausdruck dafür, wie sie ihre Stoffkreationen verstehen: technisch perfekt, aufwendig mit einem Hang zum Surrealismus inszeniert und immer auch ein wenig kritisch mit der Branche.
Bürgerlich heißen sie Viktor Horsting und Rolf Snoeren, sind aber unter dem Label Viktor&Rolf in der Mode- und Kunstwelt bekannt. Die Kleider des niederländischen Duos sind eigentlich Skulpturen – mit Fans von Madonna bis Lady Gaga. Dass ihr Landsmann Roger Diederen die beiden für eine Werkschau in die Münchner Kunsthalle holte, passt in das ambitionierte Cross-over-Programm des agilen Museumschefs und wird sich – wie schon bei Jean Paul Gaultier 2015 und Thierry Mugler 2021 – als Publikumsmagnet erweisen. Zumal die Schau mit multimedialen Effekten und sogar einem Hologramm lockt, gestaltet wieder von Thierry-Maxime Loriot, einem Meister der Inszenierung.
Schon immer spielen Viktor&Rolf gern mit Mode und ihren Ritualen, liefern lieber Kommentare auf die Gegenwart als Fashiontrends. Ihre Kollektionen heißen schon mal »Atomic Bomb«, »Wearable Art«, »Performance of Sculptures« oder »Cutting Edge Couture«, bei der sie den Titel wortwörtlich verstanden und Löcher in die Stoffschichten der Roben schnitten. Seit 30 Jahren sind die beiden 1969 geborenen Männer, die Freunde und Geschäftspartner, aber kein Paar sind, mit ihren Entwürfen erfolgreich. Sie haben aber auch Ballettproduktionen und eine Oper in Szene gesetzt. Kennengelernt haben sich die beiden an der Kunstakademie in Arnheim, wo sie zufällig in einer Klasse landeten. Für einen Wettbewerb im südfranzösischen Hyère entwarfen sie 1993 ihr erstes gemeinsames Projekt und gewannen prompt den Hauptpreis.
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