Aktuelles Kindertheater bedient sich bei Bilderbüchern und Jules Verne.
Der Dezember ist der Monat des Kindertheaters. Vom besinnlichen Weihnachtsmärchen sind die meisten Bühnen allerdings abgekommen. Das Resi spielt Lewis Carrolls »Alice im Wunderland« (Kritik auf S. 6), das sich durch Wort-Nonsens auszeichnet. In der freien Szene macht sich die vor zwei Jahren neu etablierte Förderung von Kinder- und Jugendtheater bemerkbar. Erhielten im Rahmen der freien Theaterförderung früher höchstens zwei Kindertheaterprojekte pro Jahr eine Förderung, waren es 2016 und 2017 jeweils sechs. Zeit für ein kleines Kindertheaterfestival im HochX.
In Jules Vernes »In 80 Tagen um die Welt« heißt es: »Die Welt ist geschrumpft«. Annette Geller spinnt frei nach dem Reiseroman das Thema in Form eines musikalischen Roadtrips für Kinder ab zehn Jahren fort. In der Uraufführung von »www.wirwollenweiter« fragt sie: Wie reisen wir in unserer globalisierten Welt? Und welche Musik hören wir dabei? »Serafin und seine Wundermaschine« der Compagnie Nik (ab vier Jahre) hatte bereits 2015 Premiere. Niels Klaunick und Dominik Burki deuten darin die Geschichte von Philippe Fix aus den Sechzigern auf Münchner Verhältnisse um. Erfinder Serafin und sein Akkordeon spielender Freund Plum müssen aus ihrer Wohnung raus, weil jemand anders mehr zahlt. Da spuckt die von Serafin gebaute Wundermaschine eine U-Bahn-Fahrkartenknipseruniform aus und lässt die Freunde in ein
Abenteuer schlingern.
Gleich zwei Produktionen präsentiert das Theater Kunstdünger. »Wenn ich groß bin, werde ich Seehund« nach dem Bilderbuch von Nikolaus Heidelbach (ab fünf Jahre) ist eine Neuentwicklung und spielt mit dem Mythos der Seehundfrau, die ihr Fell abstreift und unter den Menschen lebt. Obwohl Mama nie ins Wasser geht, weiß sie verdächtig viel darüber, was unter der Oberfläche alles schwimmt. Und eines Tages ist sie verschwunden und das Fell unter der Couch auch. Von den Über- und Unterwasserwelten geht es dann für Kinder ab sechs Jahren in die Grimm’sche Märchenwelt. Womit wir doch wieder beim Märchen gelandet wären. In »Rumpelstilzchen oder Frau Müller spinnt« ist es nicht das cholerische Männlein aus dem Walde, das Stroh zu Gold spinnt, sondern Fräulein Müller. Eine alte Familientradition, seit Opa Müller behauptet hatte, seine Tochter könne das. Echt wahr. Rund um ein Spinnrad, das eher an Don Quijotes Windmühlenflügel erinnert, erläutert der Osterhase, wie es dazu kam. ||
KINDERTHEATER
HochX| Entenbachstr. 37 | Tickets: 089 90155102
WWW.WIRWOLLENWEITER
14., 16., 17. Dez.| 16 Uhr | 15. Dez.| 9 und 14 Uhr
SERAFIN UND SEINE WUNDERMASCHINE
18., 19. Dez.| 9 und 11 Uhr
WENN ICH GROSS BIN, WERDE ICH SEEHUND
20. Dez.| 9 und 11 Uhr
RUMPELSTILZCHEN ODER FRÄULEIN MÜLLER SPINNT
20. Dez.| 18 Uhr | 21. Dez.| 9 und 11 Uhr
Das könnte Sie auch interessieren:
Freies Theater München: Das 50 (+1). Jubiläum
»Antigone« an den Kammerspielen und im Residenztheater
Wet - The Show: Werner Buss' Abschied vom GOP Varieté
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton