Der Tanzpädagoge, Tänzer und Choreograf Alexander Wenzlik geht seinen eigenen Weg. Seine Leitsterne: die antike Mythologie und Butoh.

Alexander Wenzlik

Weiße Schatten

alexander wenzlik

Alexander Wenzlik bei den Filmaufnahmen für »Dionyzoé« | © Sebastian Korp

ALEXANDER WENZLIK: DIONYZOÉ
Schwere Reiter | Dachauer Str. 114a | 15./16. März | 20 Uhr | Tickets

Der Schatten, den der Tanzabend »Dionyzoé« vorausschickt, ist weiß. Der Flyer zeigt einen Menschen im Schnee, im Hintergrund die Berge, den Kopf von einer Stiermaske verdeckt. Wenn Alexander Wenzlik von seinem dreitägigen Abstecher in die verschneiten Alpen erzählt, geht es darum, wie sich der Tanz in der Natur verändert, um die halbe Stunde, die er es tanzend ausgehalten hat bei zehn Grad minus – und um den Respekt für die, die da einst wesentlich härter waren als er: »Das fasziniert mich unglaublich«, sagt Wenzlik, »wie die realen Frauen der Antike über Monate hinweg auf 2600 Metern Höhe ihre Tanzrituale begangen haben, um den in der Winterzeit abwesenden Gott Dionysos wieder heraufzubeschwören. Der Religionswissenschaftler Karl Kerényi schreibt, dass die ekstatische Kraft, die es dafür brauchte, überhaupt nur möglich war durch diese krasse Kälte.«

In seinem neuen Solo nähert sich Wenzlik der Figur des Dionysos und dessen mythischen Begleiterinnen, »den Mänaden« (im Plural), eine kognitiv nachvollziehbare Geschichte aber erzählt er nicht. Welche auch? »Es gibt ohnehin nicht die Dionysos-Erzählung, sondern unzählige über die Jahrhunderte variierte Erzählstränge«, sagt er. Stattdessen versucht er »körperliche Qualitäten und Zustände in Tanz zu übersetzen«. Zum Beispiel Dionysos’ Androgynität und »das sich jedem Einhegungsversuch entziehende Wilde und Eigen-Sinnige«.

Beides findet sich auch in der japanischen Tanzform des Butoh, mit der Wenzlik vor mehr als zwanzig Jahren in Berührung kam. Der 1975 in Nürnberg Geborene hat sich im Ballett, zeitgenössischen Tanz und »in allem möglichen« ausprobiert, in Freiburg eine Ausbildung zum Performer und in München eine zum Tanzpädagogen gemacht. In deren Rahmen gab es Anfang 2000 eine Supervision bei Stefan Maria Marb – »und von dem Moment an war es Butoh.« Wenzlik hat in München in vielen Stücken von Marb getanzt. 2011 hat er sich mit Seda Büyüktürkler zu asperformance zusammengeschlossen und eigene Produktionen herausgebracht. Zuletzt entstand 2017 sein Butoh-Tanzsolo »Sirene« auf der Nahtstelle zwischen Anmut und Bedrohlichkeit.

Den kompletten Text finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

Das könnte Sie auch interessieren: