Beim Open-Air-Theater ist nicht nur inhaltlich für alle was geboten, teilweise heißt es auch: Eintritt frei.

Open-Air-Theater in München

Theater für alle

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: Penelope (Daniele Voss) und Odysseus (Sven Schöcker) | © Ludo Vici

Das Publikum kehrt nur zögerlich in die Theater zurück, die einen haben Angst vor Corona, die anderen kein Geld für Kultur mehr übrig, und wieder andere hat die Pandemie in eine tief sitzende Lethargie getrieben. Der Sommer verschärft dieses Problem zusätzlich, schließlich ist es wenig reizvoll, die langen Nächte in geschlossenen Räumen zu verbringen. Ein adäquates Mittel, dem saisonalen Freilufthunger der Menschen entgegenzukommen, ist von jeher, die Kunst nach draußen zu verlegen. Und so gibt es auch in diesem Jahr Open-Air-Theater. Weil das Wetter aber schlecht kalkulierbar ist, haben viele auch überdachte Ausweichquartiere zu bieten.

Ein absoluter Klassiker sind die Theaterspiele in der Glyptothek von 13. Juli bis 17. September, die Beles Adam und Gunnar Petersen vor über dreißig Jahren initiiert haben. Das Publikum sitzt im Innenhof der Antikensammlung an Tischchen mit Wein und Brot und hat durch die großen Rundbogenfenster auch einen Blick auf die Statuen in der Sammlung. Passend zum Ort gibt es antike Klassiker oder themenverwandte Stücke zu sehen. In diesem Jahr inszeniert Beles Adam »Odysseus und Penelope. Eine ganz gewöhnliche Ehe« nach dem Roman der österreichischen Altphilologin und Schriftstellerin Inge Merkel, der nicht nur Penelopes Leben während der zwanzigjährigen Abwesenheit Odysseus’ beschreibt, sondern auch, wie sie später zusammenlebten.

Der kleine lauschige Hof gibt Christiane Brammers Theater in der Altstadt seinen Namen und wird auch eifrig bespielt. Zusätzlich zu den Produktionen aus dem Repertoire gibt es beim Hofspielhaus Theatersommer von 1. Juli bis 7. August als neue Produktion »Shakespeares sämtliche Werke (leicht ekürzt)« der Briten Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield zu sehen, ein äußerst vergnügliches Drei-Männer-Stück, das Hamlet rückwärts im Schnelldurchlauf, die Königsdramen als Fußballspiel und 16 Komödien in einem Satz abhandelt. Dauerbrenner wie »Der Kontrabass«, »Mein kleiner grüner Kaktus« und der entzückende »Sängerkrieg der Heidehasen« sind auch dabei. Bei Regen zieht man einfach nach drinnen um. Und als besonderes Zuckerl gibt es an den letzten beiden Juli-Wochenenden im Hof der Alten Münze und vor der Kirche St. Anna im Lehel »Theater für alle« bei freiem Eintritt.

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»Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)« | © Veronika Eckbauer

Bis 13. August läuft Paul Linckes Operette »Frau Luna« wieder in der Pasinger Fabrik – und macht nun auch schon traditionellerweise einen Ausflug nach Schloss Blutenburg, wo der Mond vom 21. bis 26. Juli beim Ope(r)n Air vom Innenhof des Schlosses aus angeschmachtet werden darf. Währenddessen bastelt Mechaniker Fritz Steppke einen Ballon, der eines Nachts mit seiner Verlobten Mieze Pusebach und den Freunden Lämmermeier und Pannecke zur Traumreise in den Vergnügungspark auf dem Mond startet. Bei schlechtem Wetter geht es in die Wagenhalle der Pasinger Fabrik, wo die Gassenhauer-Operette auch sonst gespielt wird. Ulrike Dissmann zeigt seit 1990 im Amphitheater im nördlichen Teil des Englischen Gartens klassische Komödien. Ausgestattet mit Picknickdecke und Brotzeit kann man sich in diesem Jahr von 7. bis 30. Juli an lauen Sommerabenden Heinrich von Kleists Eifersuchtsdrama »Amphitryon« zu Gemüte führen. Der Titelheld kehrt aus dem Krieg heim, aber in der Nacht davor hat Jupiter dessen Frau Alkmene beglückt, und diese erzählt ihrem Gatten begeistert davon, weil sie ja dachte, er sei es gewesen. Amphytrion aber ist erst einmal not amused. Auf der Dienstbotenebene nimmt Merkur die Gestalt von Amphitryons Diener Sosias an, dem heimlichen Star der Komödie.

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Berliner besuchen »Frau Luna« © Fotografie Pokorny­min

»Amphitryon« ist auch zu Gast bei Sommerfrische. So nennt sich die Open-Air-Saison im Münchner Westen. Von 8. Juli bis 7. August gibt es zum dritten Mal im französischen Garten des Ebenböckhauses, in dem das Pasinger und das Archiv der Arbeiterbewegung beheimatet sind, Konzerte, Kabarett, Lesungen, Theater und ein Kinderprogramm. Das Krimprovisationsthater Die Thrillerpfeifen lädt am 9. Juli zur »Pizza Mortale« ein, bei der – wie könnte es anders sein – ausgerechnet beim Stammitaliener um die Ecke ein Mord zu klären ist. Timur Turga, mehrfacher Gewinner des Trierer Comedy-Slams, hat am 15. Juli im wörtlichen Sinne ein »Blind Date« und öffnet uns die Augen für die Tücken des Lebens mit Blindenstock. Am 20. Juli liest der Pasinger Stefan Wimmer unter tätiger Mithilfe von Moses Wolff aus seinen »12 Leidensstationen nach Pasing«. Der Titel führt jedoch in die Irre, denn die Münchner Vorstadtjugend in den Achtzigern fand in der glücklichsten aller möglichen Welten statt. Da bleibt nur, auf den schönsten aller möglichen Sommer zu hoffen. ||

OPEN-AIR-THEATER IN MÜNCHEN:

ODYSSEUS UND PENELOPE. EINE GANZ GEWÖHNLICHE EHE
Theaterspiele in der Glyptothek | Termine und Tickets: 0171 3006259

HOFSPIELHAUS THEATERSOMMER
Hofspielhaus/Alte Münze/Klosterkirche St. Anna
Termine und Tickets: 089/24209333

AMPHITRYON
Amphitheater im Englischen Garten | bei Regen in der Mohr-­Villa | Termine | Eintritt frei

FRAU LUNA
Schloss Blutenburg | Termine und Tickets: 089 82929079

SOMMERFRISCHE – OPEN AIR IM PARK DES EBENBÖCK-HAUSES
Termine und Tickets: 089 82929079

Weitere Vorberichte und Kritiken zum Theater in München gibt es in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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