Das Kinderfilmfest bietet wieder einige Juwelen. Vom 24. Juni bis 2. Juli kann man sich durch die Schatzkiste wühlen, wir haben schon mal einen kleinen Blick hineingeworfen.
Kinderfilmfest München 2022
Kinder, kommt gucken!
Das muss man sehen, egal wie alt man ist: Dass Nicholas Ofzarek, den man noch als schlecht gelaunten Ermittler im grauen Alpenland vor Augen hat, jetzt in der Rolle seines Lebens auftritt, ist schlicht großartig. Er spielt den legendären Räuber Hotzenplotz,der er insgeheim sicher immer schon war. Und damit beginnt auch das heimliche Kleinod im Münchner Filmfest: Die Programmschiene für junges Publikum zeigt internationale und deutschsprachige Produktionen, die oft sehr außergewöhnlich sind und es leider nur selten in die Kinos schaffen. In diesem Jahr nehmen die Filme ihre Zuschauer mit nach Norddeutschland, an den Titicacasee in Bolivien, nach Budapest, in die Niederlande, in die zerklüftete isländische Gletscherlandschaft und in den tiefen deutschen Wald. Hier haust der Räuber Hotzenplotz, der aber natürlich trotz der Unterstützung durch den Zauberer Zwackelmann (August Diehl) keine Chance gegen den schlauen Kasperl (Hans Marquardt) und den gutmütigen Seppel (Benedikt Jenke) hat (Regie: Michael Krummenacher).
Joya Thome erzählt in ihrem ersten Dokumentarfilm »One in a Million« von zwei Mädchen, die auf zwei Kontinenten leben, und die ihre Leidenschaft fürs Turnen, die Liebe zur Musik und die Möglichkeiten der Social Media verbindet. In Sanna Lenkens »Comedy Queen« lacht und weint man mit der 13-jährigen Sasha, die ihre Mutter verloren hat. »Wild Roots« von Hajni Kis handelt von der eigenwilligen Niki und ihrem Vater Tibor, der eine Zeit lang braucht, bis er feststellt, wie toll es ist, der Vater dieses Mädchens zu sein. In dem Animationsfilm »Oink« (Mascha Halberstad) erlebt man, wie die Sommerferien der neunjährigen Babs unerwartet zu einem hochkomischen wilden Abenteuer werden, mit dem Opa aus Amerika, einem entzückenden Ferkel und einem drohenden Wurstkönig-Wettbewerb, an dem alle irgendwie beteiligt sind. Ein Tier spielt auch eine Hauptrolle in Catalina Razzinis »Die Tochter der Sonne«: Auf der Sonneninsel im Titicacasee lebt Lucia mit ihrer Familie und ihrem geliebten Alpaka Panchito. Als ihr Vater die Familie verlässt, muss sich Lucia ganz neu sortieren. Und alle Eltern, die es nicht abwarten können, bis ihre Kinder groß genug sind, dürfen auch schon mit Fünfjährigen kommen: Für sie gibt es »Kurzes für Kleine«, mit sechs Kurzfilmen, die Lust auf mehr machen.
Unser Vorbericht zum Filmfest München 2022
Wenn man alle sechs Filme (oder zwölf, mit den Kurzfilmen) sieht, was man unbedingt tun sollte, stellt man fest: Alle Kinder auf der Welt sind sich irgendwie ähnlich in ihren Strategien, wie sie mit Angst und Mut, mit ihren Eltern und Freunden, mit Verlust und Trauer, mit ihrem Platz in der Welt umgehen. Die Welt ist voller interessanter Menschen, denen man in diesen Filmen auf Augenhöhe begegnen kann. Und wer weiß, vielleicht sitzt im Publikum ja bereits eine Regisseurin oder ein Filmemacher von morgen. Ergänzend zu den Filmvorführungen gibt es eine filmische Univorlesung für Kinder, Workshops und einen exklusiven Blick hinter die Kulissen – mitten hinein in die Entstehung des neuen Checker-Tobi-Kinofilms. Es ist nämlich kein anderer als Tobi Krell alias Checker Tobi, der das Programm zusammengestellt hat. Das wird ein Fest! ||
KINDERFILMFEST MÜNCHEN
24. Juni bis 2. Juli | Hochschule für Fernsehen und Film | Amerikahaus | Infos zum Programm, internationale Filme werden live deutsch eingesprochen
Weitere Filmartikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ulrich Seidl: »Rimini« & »Sparta« | MF Online Deluxe
»Mind The Brain!« - Eine VR-Installation in München
Der Nachtportier / Margarethe von Trotta: Heimkino-Tipps
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton