Julia Bencker behauptet sich in einer musikalischen Männerwelt, nun auch mit einer eigenen Event-Reihe »We Are Subjects«.

We Are Subjects

Endlich Nerd!

we are subjects

Julia Bencker, Start-Subjekt einer neuen Event-Reihe © Sonja Bencker

»We are subjects« heißt eine neue Veranstaltungsreihe im Münchner Import Export, mit der die Elektronik-Musikerin Juc alias Julia Bencker auch nicht-männliche Künstler*innenin einer männerdominierten Musikszene sichtbar machen möchte. Dass der Anteil produzierender Frauen aktuell nämlich laut einer Studie der USC Annenberg Inclusion Initiative an der University of Southern California gerade mal 2,6 Prozent beträgt, will und kann die Münchner Musikerin nicht glauben. Sie vermutet stattdessen, dass viele Musikerinnen nur nicht gesehen werden. Vielleicht auch, weil auch hier die Spielplätze überwiegend von männlichen Playern besetzt werden.

Wobei das keine Eigenart der elektronischen Musik ist. Schon als Heavy Metal-Fan hatte Julia Bencker sich daran gewöhnt, dass sie richtig nerdige Musikfachgespräche nur mit Männern auf den entsprechenden Veranstaltungen geführt hatte. »Die anwesenden Frauen interessierten sich anscheinend für andere Dinge«, vermutet Bencker. Den Männern musste sie indes erst einmal ihr Fachwissen beweisen, um von denen als würdige Gesprächspartnerin akzeptiert zu werden. »Das habe ich nie erlebt, dass auch Männer mal mit solchen Fragen, wie sie mir gestellt wurden, in ihrer Fan-Tauglichkeit überprüft wurden«, schimpft Bencker, die als Keyboarderin einer Metal-Band mit derselben nur im Proberaum gespielt hatte. Weil ihr Gitarrist einmal für ein anderes Projekt einen Ersatz-Spieler gesucht hatte, erlebte die Pianistin ihre ersten öffentlichen Auftritte statt als Rockmusikerin als Bauchtrommlerin in einer Balkan-Band.

Eine Weltreise später konnte sie aber auch darin keinen Fuß mehr fassen, weswegen Bencker, die sich ohnehin immer mehr für elektronische Musik zu interessieren begann, ihr Solo-Projekt als Producer und Sängerin mithilfe des Computers startete. »Schon als Kind hatte ich gelernt, zu programmieren«, sagt sie und stellt fest, dass auch die Computer-Nerds damals vorrangig männlich waren. »Ich glaube ja, solche Rollenclichés, wonach Technik Männersache ist, werden schon in der Erziehung von Eltern vermittelt, die ja selbst so erzogen wurden«, sagt Bencker und glaubt, dass Männer darum im Gegensatz zu den meisten Frauen ihres Alters schon als Kinder Computerkenntnisse verinnerlicht hätten. Besonders schwer sei das zwar alles nicht, aber auch um das festzustellen, muss man bzw. frau sich erst einmal für Computer interessieren.

In »We Are Subjects« soll darum auch ein Netzwerk zwischen computerinteressierten Frauen entstehen. Seit sie nämlich über verschiedene soziale Medien nichtmännliche Elektro-Musiker*innen für ihre Veranstaltungsreihe gesucht hätte, hätte Bencker endlich auch Frauen kennengelernt, mit denen sie richtig »nerdige Musik-Gespräche« führen konnte. Und das habe sie vorher noch nie so erlebt. Schon jetzt steht die Überlegung im Raum, dass »We Are Subjects« auch in Regensburg, Augsburg und Nürnberg stattfinden soll.

Vorerst will Bencker sich aber auf München konzentrieren. »Mal sehen, wie das ankommt und was man später eventuell noch verbessern kann«, sagt die Pionierin und freut sich auf die Debüt-Veranstaltung schon darum, weil dort auch sie als Elektro-Musikerin Juc erstmals vor präsentem, leibhaftigem Publikum spielen wird. Als sie vor zwei Jahren ihre erste EP herausgebracht hatte, fielen die bereits geplanten Konzerte Corona zum Opfer. Am 13. April trifft sie nun im Import Export auf Polygonia, die ebenfalls aus München kommt. ||

WE ARE SUBJECTS: JUC & POLYGONIA
Import Export | Schwere-Reiter-Straße 2h
13. April | 20 Uhr | Tickets

Weitere Artikel zu Konzerten in München finden Sie in der kompletten Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

Das könnte Sie auch interessieren: