Der Gitarrist Al Di Meola gastiert einen Abend im Circus Krone. Und er bringt viele Geschichten mit.
Man kann mit Al Di Meola wunderbar plaudern. Über alte Zeiten zum Beispiel und dass dieses berühmte Serienthema von »Miami Vice« eigentlich seine Schuld ist, weil er Jan Hammer, der es damals komponierte und mit viel Synthiesounds einspielte, mit dem Fairlight-Instrumenten-Vertreter bekannt gemacht hatte, der den begeisterten, aber technikskeptischen Organisten von den Vorzügen der künstlichen Klangerzeugung überzeugte. Oder über Cerreto Sannita, ein Dorf in Kampanien, das Meolas Großvater einst in Richtung Amerika auf der Suche nach einem besseren Leben verließ und das dem Enkel unlängst einen rauschenden Empfang einschließlich Verleihung der Ehrenbürgerwürde bereitete – für ihn übrigens überraschenderweise, weil seine Frau diesen Ausflug bei einer Italien-Tour ohne seine Wissen organisiert hatte. Er könnte noch viel mehr erzählen, würde es auch, wenn man mehr als dieses Interviewstündchen zur Verfügung hätte.
Denn der einst als ein wenig zickig berüchtigte Gitarrist hat über die Jahre seine Exaltiertheiten abgelegt, genießt Familie und spätes Vaterglück, übrigens häufig privat auch in München. Aus dem hektischen Saitenakrobaten, der an der Seite von Kollegen wie Paco De Lucia und John McLaughlin zeigen musste, dass er auf dem Griffbrett mindestens ebenso hurtig wie die Kompagnons unterwegs agiert, ist ein entspannter Mittsechziger geworden, der das Leben und die Musik aus gelassener Distanz betrachten kann: »Vieles, was der Jazz zum Beispiel bietet, ist meiner Meinung nach vor allem Kopf musik, sehr intelligent, aber eben auch kalkuliert. Mir geht es um die Gefühle, die dahinterstehen. Meine Musik empfinde ich als von Herzen kommend, und sie nimmt einen mit auf die Reise.«
Was nicht heißt, dass er nicht manchmal auch die alten jazzenden Songs herauskramt. Unlängst erst war er mit den Liedern seines zweiten und erfolgreichen Soloalbums »Elegant Gypsy« von 1977 auf Tournee und nudelte sich fröhlich durch das Repertoire der blühenden Fusion-Jahre. Ein Livealbum dokumentiert den Nostalgietrip, dem er auch in München ein paar Lieder abgewinnen wird. Denn gerade der Circus Krone hat für ihn eine besondere Bedeutung. Dort spielte Meola als Greenhorn in Chick Coreas Jazzrockband Return To Forever anno 1973 sein erstes Europakonzert, eine Art Initiationserlebnis für ihn selbst wie auch das Publikum, das den Derwisch der Elektrischen von da an inniglich verehrte. Meola leistet sich für sein 45-jähriges Bühnenjubiläum in München daher einigen Aufwand, denn er wird mit drei verschiedenen Besetzungen auf die Bühne kommen. Da ist erstens die Elegant Gypsy Band, die die Fusion-Ära für einen Konzertpart wieder aufleben lässt. Dann ist seine Akustikcombo mit im Boot, die für das aktuelle Programm »Opus« steht. Schließlich wird sich auch noch ein Streichquartett mit ihm zusammen den feineren und ruhigeren Tönen des Programms widmen, den Tangos beispielsweise und den Passagen mit klassischer Gitarre widmen. Ein Abend also mit viel Geschichte im Gepäck und einem Musiker im Zentrum, der bei aller internationalen Reputation auch ein klein wenig Münchner geworden ist. ||
AL DI MEOLA
Circus Krone| 3. Sept.| 20 Uhr
Tickets: 089 54818181
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