So sieht Spaß in Japan aus. EnGawa mit »A a.m.« bei Wortschau. Copyright: Rohtheater

Seit 50 Jahren steht die Großsiedlung Neuperlach im Südosten von München und kämpft um ihren Ruf. Dass es dort nicht nur Hochäuser mit einem super Blick auf die Alpen gibt, zeigt das Theaterfestival »WortSchau«. Im letzten Jahr erstmals veranstaltet, präsentiert KulturBunt Neuperlach ab dem 25. Oktober sechs Theaterproduktionen. Eine dreiköpfige Jury kürt am 29. Oktober den Gewinner des Kulturforumpreis 2017. Im Anschluss an die Inszenierungen gibt es jeden Abend Livemusik.

Stolz sind die Macher darauf, dass bei ihnen fünf Sechstel der Produktionen von Regisseurinnen stammen, eine Seltenheit in München. Eröffnet wird allerdings mit Lars Altemanns Dramatisierung einer großen Hinrichtung im Jahr 955 »Und Trompeten preisen den Totschlag«, die fünf Henker vor schier unlösbare Aufgaben stellt. Bei Altemann kann man sich darauf verlassen, dass die Ankündigung »ein Abend wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch« möglicherweise quälend eingehalten wird. Und zwar für Zuschauer und Darsteller, denn Altemann geht gern an physische und psychische Grenzen. Wie Altemann kommt auch Ayna Steigerwald aus dem Team des nicht mehr existierenden Kellers der kleinen Künste im Glockenbachviertel. Für das Rationaltheater hat sie sich in »Warten auf morgen« mit dem Zustand des Wartens beschäftigt: auf bessere Zeiten, die Aufenthaltsgenehmigung, die U-Bahn und und und.

EnGawa, die japanisch-deutsche Gruppe um Regisseurin Otone Sato thematisiert japanische Phänomene. Da Kommunikation dort anscheinend vorzugsweise am Arbeitsplatz stattfindet, treffen sich in »A a.m.« zwei Bürodamen arbeiten Papiere ab, absolvieren Meetings, machen Mittag und schieben Überstunden. Dabei karikieren Sato und Masako Ogura das von Männern dominierte Geschäftstreiben japanischer OLs (»Office Ladies«).

Eileen Schäfer erzählt mit »Zwei wie wir« eine eher konventionell komödienhaft anmutende Beziehungsgeschichte. Um Beziehungen geht es auch in »Nichts Halbes und nichts Ganzes, die Dreiviertelschwestern« von Monica Calla und Nina Carolas. Zwei Frauen erfahren, dass sie Halbschwestern sind und versuchen, miteinander in Kontakt zu kommen, um so etwas wie eine Familie zu werden. Und dann gibt es noch das Kinderstück »Sallys falsche Oma« zu sehen. Julia Wahren verarbeitet darin den Rotkäppchen-Mythos zu einem Musiktheater.

25.–27. Oktober
Wortschau2 Theaterfestival
Pepper Theater/Kulturhaus Neuperlach | 20 Uhr | Tickets: veranstaltungen@kulturbunt-neuperlach.de | 089 63891843

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