350 Jahre ist es her, dass die Salesianerinnen nach München gekommen sind. Von Anfang an wurde der Orden von beeindruckenden Frauen geprägt.
Das Heimweh muss fürchterlich gewesen sein. Dabei war Enrichetta Adelaide Maria noch nicht einmal ins Kloster gesteckt worden, das hätte der 15-Jährigen sogar besser getaugt. Vielmehr saß die mit dem Kurfürsten Ferdinand Maria verheiratete Prinzessin in der wenig eleganten Münchner Residenz und sehnte sich zurück in die Heimat nach Turin. Für Bayern war das ein Glück, denn um sich die Umgebung so angenehm wie möglich zu gestalten, importierte die etwas spröde eingedeutschte Henriette Adelheit Kunst und Kultur aus Italien.
So kam der Barock nach München, die Theatinerkirche in Sichtweite zur Residenz ist das imposante Ergebnis dieses Transfers, zu dem noch der gleichnamige Männerorden gehörte. Wichtiger waren der Kurfürstin allerdings die Salesianerinnen, die sie 1667 aus dem Piemont nach Bayern holte. Die Ankunft der wenig begeisterten ersten vier Nonnen mit ihren »vor Frost erstarrten Gliedern« hat sich im Juli zum 350. Mal gejährt. Deshalb beginnt die neue Sonderausstellung mit einem Bildnis Henriette Adelaides. Sie ist keineswegs die einzige bemerkenswerte Frau, die die Kongregation mit der von Franz von Sales beeinflussten Spiritualität geprägt hat. Das nimmt schon ein halbes Jahrhundert früher, 1610, im französischen Annecy mit der Ordensgründerin Johanna Franziska von Chantal seinen Anfang. Als Mutter von vier Kindern stand die junge Witwe durchaus im Leben und ist bis heute eine Leitfigur der »Schwestern von der Heimsuchung Mariens«.
Durch ihren eisernen Lebenswillen wurde schließlich Maria Bernarda von Aretin ein Vorbild für die bayerischen Salesianerinnen. Die Tochter eines kurfürstlichen Kammerrates war schon im Kloster erzogen worden und trat 1747 mit gerade 16 Jahren als Novizin dem Orden bei. Trotz einer schweren Tumor-Erkrankung gab sie nicht auf, hat zum Heiligen Franz Xaver gebetet – und wurde geheilt. Dass die in Rom wenig geschätzten Jesuiten, denen Franz Xaver angehört hatte, das Wunder mächtig auszuschlachten begannen, lag auf der Hand. Doch gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das wenig förderlich. Im Gegenteil. Gerade die Salesianerinnen gerieten immer mehr in die Kritik des Staates. Ein Orden, erst recht ein kontemplativer, ging mit der Aufklärung schwerlich zusammen. 1784 wurden die Nonnen dann überraschend aus München vertrieben. Deren Kloster – das war der eigentliche Grund – wurde für ein Damenstift adliger Fräulein benötigt. Also haben sich die Salesianerinnen mit 170 Wagen nach Indersdorf aufgemacht, um auch hier nicht zur Ruhe zu kommen. Denn mit der Säkularisation folgte 1802 gleich der nächste Schlag.
Wieder hielt mit Kurfürstin Karoline eine Landesmutter die schützende Hand über die Ordensfrauen. Und eine blutjunge Oberin aus München stellte sich vor ihre Mitschwestern: Johanna Carolina von Spreti warf sich in einen zermürbenden Kampf mit dem Staatsapparat und stritt vor allem für die Wiederzulassung von Novizinnen. Die wurden dringend für den Lehrbetrieb gebraucht, auch das war über die Jahrhunderte eine besondere Domäne der Salesianerinnen. Max I. Joseph gab sein Placet, denn die streitbare Gräfin war auch eine talentierte Pädagogin und bei den Mädchen beliebt. Im Habit einer Profess-Schwester ziert von Spretis attraktives Porträt übrigens das Plakat der Beuersberger Sonderschau.
Vor 170 Jahren zog es die Salesianerinnen in dieses letzte Kloster, das 10 Kilometer südlich von Wolfratshausen in einem Ortsteil von Eurasburg liegt. 1845 war dort das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift äußerst günstig zu haben. Baron Franz von Maderny, der Besitzer, hatte drei aufgeweckte Töchter, ein anerkanntes Pensionat kam ihm da gerade recht. Der Rest ist inzwischen wirklich Geschichte, 2014 haben die letzten 13 Schwestern Beuerberg verlassen. Trotzdem meint man, ihr Geist weht noch durch die langen Gänge, die eine oder andere könnten jeden Moment hinter einem Pfeiler auftauchen, ins Refektorium treten. Oder nur mal nach dem Likör in den Gärflaschen sehen. Mehr kann eine Ausstellung nicht erreichen. ||
Leibliche Genüsse
Früher haben Bettler und arme Leute an der Klosterpforte angeklopft und wurden versorgt. Oft üppiger als die Ordensschwestern, und in gewisser Weise ist diese Tugend geblieben: Wenn man in einem Kloster schlecht isst, stimmt etwas nicht. In Beuerberg fand die »neue« Küche von Anfang an großen Anklang,
denn im Refektorium werkeln die Münchnerinnen Stella Igl – besser bekannt als Stella Cocina – und Maxie Denk mit ihrem Team.Beide haben einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund, das kann in der Gastronomie nicht schaden. Und beide haben vor Jahren schon ihren Job in einer Werbeagentur an den Nagel gehängt, um sich ganz ihrer Passion zu widmen: dem Kochen und Planen besonderer Menüs. Dass das jeden Tag zu neuen Überraschungen führt, zeigt die Speisekarte mit ihrer feinen Mischung aus Klassischem und neuen Kreationen. Gekocht wird mit Produkten aus der Region. So stammen die Eier etwa vom Thomahof bei Königsdorf, die Fische vom Fischer Sebald am Starnberger See und die Wurst vom Packlhof in Eurasburg. Den Kuchen liefert der Lothhof in Münsing, und das Bier kommt aus der Klosterbrauerei Reutberg, die in den späten 80er Jahren vor dem Zugriff eines Münchner Hopfensaft-Giganten bewahrt werden konnte. ||
Geöffnet bis 3. Oktober jeweils Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen 10 bis 18 Uhr
Tel.-Reservierungen 08179 926516
Website
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