Mit dem Meister auf Tuchfühlung: John McLaughlin macht mit seiner 4th Dimension im kleinen Rahmen Station. Ein Schmankerl für Gitarristen.

John McLaughlin | © Veranstalter

Ein bisschen Luxus darf schon sein, schließlich handelt es sich nicht um irgendeine Bühne, sondern um den Night Club des Bayerischen Hofs. Und Luxus kann darin bestehen, Exklusives mit der Geste der Normalität zu präsentieren. Zum Beispiel John McLaughlin. Der Guru aller virtuositätsaffinen Gitarristen spielt im Nightclub des Hotels im Rahmen der Konzertreihe »New York im Bayerischen Hof«. Ein Club, den viele Jazzstars schätzen, die sonst eher in Hallen unterwegs sind. Larry Carlton zum Beispiel oder am 28. März John Scofield, um nur zwei weitere Gitarrenhelden zu nennen.

Anfang des Monats also gibt sich der 75-jährige Brite die Ehre, der in den frühen Siebzigern mit seinem Mahavishnu Orchestra und Alben wie »The Inner Mounting Flame« Maßstäbe für die Fusion von Jazz, Rock und indischer Musik gesetzt hat. Den Ruf eines notorischen Flinkfingers (»blizzard of notes«) ist er seitdem nicht mehr losgeworden, egal ob er auf Kollegen wie Carlos Santana, Al Di Meola und den 2014 verstorbenen Paco de Lucia traf oder in den Neunzigern mit Schlagzeuger Dennis Chambers und dem Organisten Joey DeFrancesco das Trio »The Free Spirits« gründete. Dass Formulierungen wie »pedal to the metal« (Vollgas, nicht stilistisch gemeint) in Konzertkritiken auftauchen, verdankt John McLaughlin vor allem seinem Vergnügen an aberwitzig schnellen, rhythmisch vertrackten und häufig unisono mit dem Keyboard gespielten Läufen.

Universelle Komplexität

Geschwindigkeit ist aber nur eine Seite. Seine komplexen Kompositionen machen in der Regel musikalisch mehr Sinn als bei Kollegen, die mit wilden Harmoniewechseln und überraschenden Breaks vor allem Eindruck schinden wollen. Oder sie sind gar so universell, dass sie fürs Repertoire eines Streichquartetts wie des Radio String Quartet Vienna taugen. Seine aktuelle Band John McLaughlin & The 4th Dimension wiederum setzt nicht nur auf Power. Das seit 2009 bestehende Quartett lässt die Musik atmen, obwohl McLaughlin auch bei Balladen gerne früher oder später in höhere Gangarten schaltet.

Weiteres Gründungsmitglied im aktuellen Line-up ist der Schlagzeug spielende Keyboarder Gary Husband, bekannt durch seine Arbeit an der Seite von Allan Holdsworth, Jack Bruce, Mike Stern, Billy Cobham oder bei Level 42. Der Kameruner Bassist Etienne M’Bappe trägt seidene Handschuhe, wenn er seinen E-Bass traktiert, und war bereits mit Ray Charles oder Salif Keita zu hören. Schlagzeuger Ranjit Barot singt auch gelegentlich, mal ganz herkömmlich, mal in der indischen Silbensprache Konnakol – Rhythmus pur mit einem Link zu Mahavishnu. Aufnahmen der Band wie »Boston Record« oder »Black Light« zeigen durchaus Nähe zu den alten Tagen. Wer sicher sein will, dass das Repertoire aus den Siebzigern im Vordergrund steht, auf den wartet allerdings im kommenden Spätherbst die »Meeting Of The Spirits«-Tour mit John und seinem Favoriten unter den Kollegen namens Jimmy Herring. Beweisen muss John McLaughlin jedenfalls nach mehr als vier Jahrzehnten als Held der Fusionszene niemandem mehr etwas. Und so nah wie im Night Club kommt man so schnell an ihn nicht mehr heran. ||

JOHN MCLAUGHLIN & THE 4TH DIMENSION
Night Club im Bayerischen Hof |7. März | 21 Uhr
Tickets: 089 2120994

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