Im Programmschwerpunkt »When Memories Meet« blickt das biennale Spielart-Festival diesmal auf unsere Verbindungen zu den Menschen im pazifischen Raum.

Spielart: »When Memories Meet«

Keine Stereotype bedienen!

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Betty Yi-Chun Chen © Dominik Antoni Krolikowski

SPIELART
Verschiedene Spielorte | 20. Okt. bis 11. Nov. | Tickets: 089 45818181 | Tickets | Website

Ein »Spielart«-Herbst ist vieles, nur nicht eintönig. 37 Produktionen aus aller Welt weiten den Theaterbegriff nun schon zum 15. Mal in alle denkbaren Richtungen. Das ganze Kreativquartier wird zur Happening-Area, Wrestling erschließt neue Publikumsgruppen, und sogar das Guggenheim-Museum ist dabei, nur seltsam geschrieben – »GGGNHM« – und aufblasbar. Seit einigen Jahren öffnet sich das Festival mehr und mehr für globale Perspektiven und Kuratoren aus dem Osten und Süden des Globus. So kuratiert etwa die Dramaturgin und Übersetzerin Betty Yi-Chun Chen gemeinsam mit der Spielart-Leiterin Sophie Becker die Reihe »When Memories Meet«. Was es mit dieser Serie auf sich hat, verriet sie Sabine Leucht.

Betty, das Spielart-Sonderformat »When Memories Meet« fahndet nach Verbindungen und Interferenzen zwischen Ost und West. Können Sie das näher erläutern?
Vorab: Stuart Hall hat es trefflich formuliert, als er sagte: So zu tun, als würden wir Unterschiede nicht sehen, hieße Machtverhältnisse zu verleugnen. Aber wenn man sie immer nur betont, bleibt man in Stereotypen stecken. Und außerdem verfehlt man die Realität. Unsere Welt verändert sich ständig. Heute leben wir in Asien wie in Deutschland nicht mehr in abgeschlossenen Blöcken, sondern haben viel mehr Kontakt miteinander, und unsere Gesellschaften weisen immer mehr merkwürdige Gemeinsamkeiten auf. Sie sind nicht gleich – es geht auch viel um den Kalten Krieg in den eingeladenen Stücken. Und diese Fronten gibt es immer noch, aber sie werden heute und in den verschiedenen Ländern anders interpretiert.

Unser Vorbericht zum Spielart Festival 2021

Wurzelt diese Schwerpunktsetzung auch in Ihrer eigenen Biografie zwischen Ost und West und als Übersetzerin?
Zum Teil. Ich komme aus Taiwan, habe in Deutschland studiert und bin danach wieder zurückgegangen. Als Dramaturgin habe ich von 2012 bis 2022 mit dem Taipei Arts Festival zusammengearbeitet, immer am Schnittpunkt zwischen Taiwan/Asien und Deutschland/Europa. Und da merkt man auch in der alltäglichen Arbeit: Obwohl alle offen füreinander sind, verstärken wir unnötigerweise das Trennende. Der eigentliche Anlass für diese Reihe aber war die Debatte über die documenta fifteen, die natürlich viel komplexer war als in den Medien dargestellt.

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In Mallika Tanejas »Do you know this song« spiegelt sich die Geschichte ihrer Mutter in der Politik | © Maximilian Borchardt

Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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