Was bietet das Kino im Mai (und im frühen Juni)? Aus der Nummer 118 präsentieren wir Ihnen schon jetzt unsere Auswahl an filmischer Frühlingsuntermalung. Die Kritiken finden Sie in der kompletten Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

Kino im Mai 2022

Sun Children

sun children

Hat gelernt, sich durchzuschlagen: der Straßenjunge Ali, gespielt von Rouhollah Zamani | © Majidi Film Production

Was klingt wie eine Kreuzung aus Charles Dickens-Roman und Disney-Film, lässt berührenden Sozialrealismus und utopischen Abenteuerfilm aufeinanderprallen: Die Kinderdarsteller sind allesamt Laien – Majidi castete sie auf den Straßen von Teheran. Ihre reale Schatzsuche lässt er nach und nach zur Selbstfindung und Selbstermächtigung werden, ohne diese gänzlich in Kitsch und Melodram abdriften zu lassen. (Sofia Glasl)

SUN CHILDREN
Iran 2020 | Regie: Majid Majidi | Mit: Rouhollah Zamani, Mahdi Mousavi, Javad Ezzari
99 Minuten | Kinostart: 5. Mai
Website

 

Maixabel – Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung

kino im mai

Fast übers Wasser gehen: Maixabel und ihre Leibwächter | © Departamento de Cultura del Gobierno Vasco

Ihr neuer Film ist mit Sicherheit ihr bisher stärkster: Im Mittelpunkt steht Maixabel Lasa (Blanca Portillo), die mit dem Mord an ihrem Mann Juan María Jaúregui fertigwerden muss, der 2020 von der baskischen ETA getötet wurde. (…) Icíar Bollaín balanciert auf einem Grat aus kühler, fast trockener Sachlichkeit, ohne auch nur einmal in 115 Minuten ins Schlingern zu geraten. Sie tappt in keine Kitschfalle, sondern macht souverän und elegant deutlich, wie nur scheinbar abgeklärt Maixabel Lasa sich über ihre Trauer erhebt. (Christiane Pfau)

MAIXABEL – EINE GESCHICHTE VON LIEBE, ZORN UND HOFFNUNG
Spanien, 2021 | Regie: Icíar Bollaín | Mit: Luis Tosar, Urko Olazabal, María Cerezuela u.a.
115 Minuten | Kinostart: 26. Mai
Website

 

Der schlimmste Mensch der Welt

Kino im Mai

Lebenskünstler im Daseinsdilemma: Renate Reinsve und Anders Danielsen Lie | © Koch Films

Doch das Leben kann nur vorwärts gelebt und rückwärts verstanden werden, zumindest würden die heutigen Millennials die Existenzphilosophie von Søren Kierkegaard wohl so paraphrasieren. Dieses Daseinsdilemma steht im Zentrum von Joachim Triers Film »Der schlimmste Mensch der Welt«, dem dritten Teil seiner lose zusammenhängenden Oslo-Trilogie. (…) Trier versteht sowohl die großen Gefühle, die überschwappende Euphorie des Daseins, als auch die banalen, vergessenswerten Momente und setzt sie zueinander in Beziehung. Da wird dann Kierkegaards Existenzphilosophie im besten Sinne zu popkultureller Selbsterkenntnis, und man glaubt beinahe, John Lennon singen zu hören: »Life is what happens when you’re busy making other plans.« (Sofia Glasl)

DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT
Norwegen 2021 | Regie: Joachim Trier | Mit: Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum | 121 Minuten | Kinostart: 2. Juni

 

France

kino im mai

Weiß, wie man an ein Millionenpublikum gelangt: die Journalistin France, gespielt von Léa Seydoux © 3B PRODUCTIONS

»France« fungiert als französische Identitätsparabel genauso gut wie als zynisch-hyperrealistisch verzerrte Mediensatire und beweist so ein weiteres Mal eindrucksvoll, dass sich bei Bruno Dumont autoreflexives Autorenkino, Douglas-Sirk’sche-Melodramatik und irrlichternde Till-Eugenspiegel-Manier galant die Hände reichen: C’est totalement extraordinaire. Chapeau! (Simon Hauck)

FRANCE
Frankreich/Deutschland/Italien/Belgien 2021
Regie: Bruno Dumont | Mit: Léa Seydoux, Juliane Köhler, Emanuele Arioli u.a. | 133 Minuten
Kinostart: 2. Juni

 

Memoria

Kino im Mai

Tilda Swinton in »Memoria« | © Kick the Machine Films

Diese magisch-meditative Wunderkammer Weerasethakuls erstarrt überwiegend bloß in visuellen Echos und auditiven Wiederholungsmustern. Und so erlangt die den Regisseur sonst so kennzeichnende Mixtur aus Animismus und Parapsychologie in »Memoria« tatsächlich keine Durchschlagskraft. Was bleibt, ist mehr kinematografische Behäbigkeit denn tranceartige Erweckung. (Simon Hauck)

MEMORIA
Frankreich, Deutschland, Kolumbien, Thailand 2021 | Regie: Apichatpong Weerasethakul
Mit: Tilda Swinton, Jeanne Balibar, Elkin Diaz u.a. | 136 Minuten | Kinostart: 2. Juni
Website

Das könnte Sie auch interessieren: