Das Theater in München zeigt sich wieder von seiner spannendsten Seite. Hier ein paar Aufführungen aus großen und kleineren Häusern. Die kompletten Kritiken finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

Theater im München: Februar 2022

Performances im HochX und im Pathos

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Wo verläuft die Grenze zwischen Mensch und Tier, fragt die Performance »Wolfes« im HochX | © Eva Kirsch

Hier finden Sie bereits den kompletten Artikel von Tobias Obermeier.

 

Über Menschen

theater in münchen

Grau in Grau auf dem Dorf (v.l. Pola Jane O’Mara, Julian Gutmann,
Steffen Link, Maral Keshavarz) | © Gabriela Neeb

Darf eine linksliberale Großstädterin sich in einen Nazi verlieben? Unvermittelt küsst Gote Dora einmal flüchtig aufs Haar, nach langer Verblüffung küsst sie ihn auf die Wange. Aber weil so was nicht sein darf, muss bei Zeh ein tödlicher Tumor her, dem Gote mit Suizid zuvorkommt. Stückl hat den Kern herausgearbeitet, aber alles so verkürzt, dass Zwischentöne auf der Strecke bleiben. Dem Roman wird die Aufführung nicht gerecht, doch die beiden Hauptdarsteller lohnen das Anschauen. (Gabriella Lorenz)

ÜBER MENSCHEN
Volkstheater | Tumblingerstr. 29 | 14., 18., 23., 24. Feb. | 19.30 Uhr | Tickets: 089 5234655

 

Wo du mich findest

theater in münchen

Bleibt das vom Menschen? Ein leerer Raum im virtuellen Raum | © Julian Baumann

In den anderthalb Stunden, die ich vor Ort verbringe, verknüpft Laokoon ein immersives Setting mit kniffligen Fragen nach Identität und künstlicher Intelligenz oder, etwas philosophischer, nach der Essenz menschlicher Existenz. »Ich bin meine Erinnerungen«, sagt der Maxbot einmal – aber wer hat diese Erinnerungen eigentlich programmiert? […] Bei »Wo du mich findest« liegt es an einem selbst, wie weit man sich in die virtuellen Zwischenräume hineinziehen lässt und was man daraus für die eigene Selbstwahrnehmung mitnimmt. Das »Gegenteil von einem Menschen« erscheint da am Ende gar nicht mehr so fremd. (Silvia Stammen)

WO DU MICH FINDEST
Kammerspiele | 10., 13.–15., 17., 21., 23., 24., 26., 28. Feb. | unterschiedliche Zeiten, Telegram-App notwendig | Warteliste für Einzeltermine: theaterkasse@kammerspiele.de

 

Maß für Maß

theater in münchen

Judith Bopp und Armin Hägele | © Arno Friedrich

Das Regieduo entfesselt mit dem spiellaunigen Ensemble einen Verwandlungsreigen mit schnellen Umzügen (Kostüme: Johannes Schrödl). Wenn Claudio/Wenzel nicht im Kerker schmachtet, protzt er als vulgärer Zuhälter Pompeius mit derben Sprüchen, Andreas Seyferth wandelt sich vom würdigen Staatsrat Escalus – very british mit Pelerine, Schirm und Melone – zum dummen Polizisten Ellbogen, einer Puffmutter und zum gutmütigen Kerkermeister. Angelo/Hägele zeigt seine dunkle Seite als Dauerhäftling, dem nichts wichtiger ist als sein Alkoholpegel. Die komischen Rüpel-Figuren machen das Drama doch zur Komödie und in dieser leichtfüßigen Inszenierung zum Zuschauervergnügen. Am Ende ereilt jeden ganz ohne Kopfverlust die gerechte Strafe. In Form von Ehe. (Gabriella Lorenz)

MASS FÜR MASS
Theater Viel Lärm um Nichts | in der Pasinger Fabrik | bis 5. März | Do bis Sa 20 Uhr
Tickets: 089 82929079

 

Ernst ist das Leben (Bunbury)

bunbury

Carolin Hartmann und Lukas Darnstädt als John und Algernon | © Gabriela Neeb

In der ungeniert zupackenden Fassung von Elfriede Jelinek (nach der Übersetzung von Karin Rausch) hat nun Philipp Arnold »Ernst ist das Leben. (Bunbury)« am Münchner Volkstheater inszeniert. Und es macht durchaus neugierig, wenn er dabei in Wildes kapriziösem Vexierspiel in der viktorianischen Upperclass ein neues Liebespaar entdeckt, das eigentlich sehr auf der Hand liegt […] Das elektrisierende Kraftfeld der Aufführung liegt jedoch bei den jungen Frauen, Liv Stapelfeldt als giftiges Rich Girl Gwendolen und Nina Steils als Cecily, zart, aber zielstrebig und mit einem hinreißenden NederlandsAkzent. Zu ihnen gehört als Dritte im Bunde auch noch die mit Ruth Bohsung tough und jung besetzte Gouvernante Miss Prism, die unerschrocken mit dem pomadigen Pastor Chasuble (ebenfalls Pascal Fligg) anbandelt. Als selbstbewusste Autorinnen ihrer eigenen Liebesromanzen sind sie jenseits von Emanzipation und guten Sitten eifrige Schmiedinnen ihres auf den Vornamen Ernst fixierten Glücks, wobei die beiden Herren Algy und John bzw. Ernst ihre gemeinsamen Pläne vom Anfang schon wieder begraben zu haben scheinen. (Silvia Stammen)

ERNST IST DAS LEBEN (BUNBURY)
Volkstheater | Tumblingerstr. 29 | 12., 26., 27. Feb. | 20 Uhr (So 19.30 Uhr) | Tickets 089 5234655

 

Das Vermächtnis

vermächtnis

Vordergündig heile Welt (v.l. Patrick Bimazubute, Nicola Mastroberardino, Florian Jahr, Moritz von Treuenfels) | © Sandra Then

Nun trumpft das Resi mit einem Meisterwerk auf: Philipp Stölzl inszenierte »Das Vermächtnis« von Matthew Lopez. Ein Riesenbrocken, für die Schauspieler wie das Publikum. Beide Teile zusammen dauern sieben Stunden, fünf reine Spieldauer plus drei Pausen. Man kann die Teile auch einzeln an zwei Tagen sehen. Mit Genehmigung der Intendanz dürfen wir von der Voraufführung berichten, weil die um eine Woche verschobene Premiere jenseits unseres Redaktionsschlusses lag. Kann also sein, dass sich noch Kleinigkeiten ändern, vor allem am Schluss. Das dürfte den Gesamteindruck kaum beeinträchtigen, und der ist: großartig und spannend bis zur letzten Minute. (Gabriella Lorenz)

VERMÄCHTNIS I UND II
Residenztheater | 17. Feb. | 19.30 Uhr (Teil 1)
18. Feb. | 19.30 Uhr (Teil 2) | 19. Feb. | 16 und 20 Uhr (Teil 1 und 2) | 17. März | 19.30 Uhr (Teil 1) | 18. März | 19.30 Uhr (Teil 2)
19. März | 15 und 19 Uhr (Teil 1 und 2)
Tickets: 089 21851940

 

Sofja Tolstaja

In diesem leisen, atmosphärischen FilmTheater-Essay scheint ein Frauenleben auf, das in seiner Reduzierung bedrückend ist. »Wenn ich nur Eheweib bin und nicht Mensch, dann will ich nicht leben«, sagt Sofja. Die Mitarbeit an den Büchern macht sie glücklich. Doch immer wieder gibt es Phasen, in denen Lew sie auf ihr Mutter- und Ehefrauendasein reduziert, obwohl sie den Laden am Laufen hält. Mit Lews neuem Leben als religiöser Denker ist Sofjas Glück endgültig vorbei. Sie war nicht nur Eheweib, nur hat das lange keiner anerkannt. (Christiane Wechselberger)

SOFJA TOLSTAJA
Theater Mathilde Westend | Gollierstr. 81
13., 15., 20., 23., 25., 27. Feb., jew. 17, 18.30, 20 Uhr (freie Termine für 2 bis 4 Personen) | Tickets: mathilde-westend@gmx.de

 

Wet – The Show

wet - the show

Michelle Casartelli jongliert mit Teppichen | © Mac Madsen

In dem ungewöhnlichen Mix aus klassischem Gesang, Wasser, Comedy und Akrobatik liegt ohne Zweifel der besondere Reiz dieses Abends. Und ein kleines Märchen über den Jungen aus dem Publikum, der unversehens zum Bühnenstar wird, erzählt er obendrein. Stimmt natürlich nicht – und in gewisser Weise doch. Denn Jasper Deininger kann schauen wie das Kind im Dreck und am Ende mit seinem geschmeidigen Tanz am Trapez den ganzen Saal rocken. Und bei »Wet« wie im GOP ist er wirklich ganz neu. (Sabine Leucht)

WET – THE SHOW
GOP Varieté-Theater | Maximilianstr. 47
bis 13. März | Di bis Do, 20 Uhr, Fr/Sa 17.30 und 21 Uhr (5./6. Febr. nur 17.30 Uhr), So 14.30 und 18.30 Uhr | Tickets: 089 210288444

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