Parallel zur Neuverfilmung von Denis Villeneuve erscheint David Lynchs »Ur-Dune« in einer digital restaurierten Fassung.

Dune – Der Wüstenplanet

Der Wurm drin

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Jürgen Prochnow (links) und Kyle MacLachlan in David Lynchs Kultklassiker »Dune« | © Koch Films

Wäre David Lynch doch dem Ruf der Jedi-Ritter gefolgt und nicht in Frank Herberts Wüstensand-Opera steckengeblieben … »Da sind drei Millionen für dich drin«, meinte Lynchs damaliger Agent Rick Nicita bezüglich des wahrhaft galaktischen Vertragsangebotes von George Lucas, der den aufstrebenden Regisseur von »Der Elefantenmensch« unbedingt für den Regiestuhl von »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« engagieren wollte. Bekanntermaßen kam es ganz anders, und so gelangte Frank Herberts sechsteiliger und zugleich meist verkaufter Sci-Fi-Romanzyklus aller Zeiten, den zuvor weder David Lean noch Alejandro Jodorowsky oder Ridley Scott auf die Leinwand stemmen konnten, in die Hände des »Eraserhead«-Schöpfers. Produzententitan Dino De Laurentiis hatte den damaligen Mittdreißiger mit den Worten »Junge, ich gebe dir alles, was du willst«, einem Vertrag über drei Dune-Filme sowie einem fetten Scheck für dieses lange Zeit angeblich unverfilmbare Projekt geködert. Dabei ahnte dessen Tochter Raffaella als Produktionsleiterin bereits, dass das Ganze in etwa so realistisch sei, wie wenn man ein üppiges Thanksgiving-Festmahl in ein Fertiggericht pressen würde.

Kein Wunder, dass bereits Lynchs Rohschnittfassung fünf Stunden dauerte, ehe ihm der Director’s Cut entzogen wurde, was dieser später als »Urkatastrophe« bezeichnete. Trotzdem ging das ungleiche Kreativteam für »Dune – Der Wüstenplanet«, der nun endlich in einer formidablen 4K-Fassung inklusive aufschlussreicher Bonusfeatures (z.B. ein langes Interview mit »Herzog Leto«: Jürgen Prochnow) vorliegt, zumindest produktionstechnisch (1700 Mitwirkende in achtzig Sets) wie finanziell (40 Millionen US-Dollar) in die Vollen. Was folgte, waren teils alberne Traumsequenzen wie teils visuell überwältigende Oberflächenreize, für die herausragende Szenenbildner wie Anthony Masters (»2001 – Odyssee im Weltraum«) oder Spezialeffekte- und Make-up-Künstler wie Carlo Rambaldi (»Alien«/»Possession«) und Giannetto De Rossi (»Conan der Zerstörer«) sorgten. Dazu kam ein internationaler Cast mit Max von Sydow, Silvana Mangano und Sting, ein erstklassiger Score (Brian Eno & Toto) sowie ein unvergesslicher Kenneth McMillan als sadistisch-lüsterner Baron Vladimir Harkonnen! Ähnlich wie bei »Barbarella« und »Flash Gordon« kann man das heute entweder nur belächeln oder ins pure Staunen geraten und nachts in seinen Träumen eine eigene Langfassung weiterspinnen. Denn Lynchs »Dune«-Vision ist im Grunde die Möglichkeit vieler Filme fern von Denis Villeneuves kühl-kalter Perfektionsmaschinerie seiner »Dune«-Neuverfilmung, die aktuell im Kino zu bestaunen ist. ||

DUNE – DER WÜSTENPLANET
USA 1984 | Regie: David Lynch | Mit: Kyle MacLachlan, Sting, Francesca Annis, Jürgen Prochnow u.a. | 137 Minuten | erschienen als digital restaurierte UHD in 4K als Mediabook
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Hier Matthias Pfeiffers Kritik zu Denis Villeneuves Verfilmung

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