Drei weitere Tipps für das tägliche Heimkino! Im ersten Teil und in der aktuellen Ausgabe bekommen Sie noch mehr.
»Der ganz normale Wahnsinn«
Heimkino-Tipp #4: »Der ganz normale Wahnsinn«
von Thomas Lassonczyk
»Münchner Geschichten«, »Kir Royal«, »Monaco Franze« – das sind die Serien, die Helmut Dietl zur Legende machten. Dabei geht etwas unter, dass er 1979 auch für den zwölf Episoden umfassenden »Der ganz normale Wahnsinn« als Autor und Regisseur verantwortlich zeichnete. Zentrale Figur ist der, ganz unverblümt von Woody Allens »Stadtneurotiker« inspirierte, liebenswerte Loser Maximilian Glanz. Der völlig unstrukturiert arbeitende Journalist hält sich mit der Beantwortung von Leserbriefen über Wasser, während er davon träumt, ein Buch mit dem sperrigen Titel »Woran es liegt, dass der Einzelne sich nicht wohl fühlt, obwohl es uns allen doch so gut geht« zu schreiben. Privat läuft es auch nicht rund, doch der Zufall will es, dass er ausgerechnet am Tag seiner Scheidung mit der feschen Gloria im wahrsten Wortsinne »zusammenrumpelt«. Towje Kleiner spielt diesen notorischen Pechvogel und sympathischen Chaoten mit bravouröser Schnoddrigkeit – dessen bester Freund ist im Übrigen der Weiberheld Lino, gespielt von Helmut Fischer, der diese Rolle nur ein paar Jahre später in und als »Monaco Franze« serienfüllend ausleben durfte. ||
DER GANZ NORMALE WAHNSINN
Deutschland, 1979 | Regie: Helmut Dietl u.a. | Mit: Towje Kleiner, Monika »Mo« Schwarz, Ilse Neubauer | Länge: 12 Episoden je 45 Minuten | erhältlich auf DVD
Heimkino-Tipp #5: Geschichts-Dokus von Ken Burns
Nachdem die bayerischen Schulen und Universitäten coronabedingt geschlossen sind, er halten klassische Formate wie das Telekolleg auf ARD Alpha ebenso Zulauf wie moderne Lehr-Tutorials auf YouTube. Wer sich in amerikanischer Geschichte fortbilden möchte, kann aber auch auf Netflix fündig werden: Dort sind einige der Langstreckendokumentationen von Ken Burns verfügbar. Ursprünglich für den öffentlichen US-Sender PBS produziert, beschäftigen sich die Serien mit der Prohibition, dem Zweiten Weltkrieg und jüngst dem Vietnamkrieg. Nach dem Regisseur ist sogar eine filmische Technik benannt: Der Ken-Burns-Effekt, die stete Verbindung von Zooms und Standbildern, um den Eindruck eines bewegten Bildes zu vermitteln. Eine findige Methode, um Ereignisse vor der Entwicklung des Kinematographen zu präsentieren (Burns Darstellung des amerikanischen Bürgerkrieges gibt es leider nicht auf Netflix) oder Abschnitte mit wenig bewegten Bildern (Prohibition). Erzählt werden die Filme in der Originalfassung übrigens häufig von Tom Hanks. ||
GESCHICHTS-DOKUS VON KEN BURNS
Die Dokumentarfilme »The Vietnam War«, »Prohibition«, »Defying the Nazis« und »The War« sind bei Netflix erhältlich
Heimkino-Tipp #6: »Zum Beispiel Balthasar«
von Matthias Pfeiffer
Godard bezeichnete »Zum Beispiel Balthasar« als »die Welt in anderthalb Stunden«. Und ja, man hat wirklich das Gefühl, das Robert Bresson das Leiden der Menschheit auf die Essenz reduziert hat – gezeigt am Beispiel des Esels Balthasar. Man begleitet die Passionsgeschichten von ihm und seiner Herrin (Anne Wiazemsky), die seit ihrer Kindheit miteinander verbunden sind. Beide sind dem Egoismus und Sadismus ihrer Umwelt ausgesetzt, können nur still ihr Los ertragen und hoffen, dass es in diesem Leben doch noch so etwas wie Erlösung gibt. Bresson erzählt das alles ohne große Gesten, dafür mit einem Auge fürs Detail, das unzählige Filmemacher nach ihm beeinflusst hat. Nicht umsonst zählt er noch heute zu den bedeutendsten Regisseuren Frankreichs. Dass allerdings nur wenige Filme von ihm im deutschen Handel erhältlich sind, muss man nicht verstehen. Da auch »Zum Beispiel Balthasar« nicht dazu gehört, sollte man dieses schmerzhafte Meisterwerk, das zwischen Glaube und Machtlosigkeit schwebt, jetzt nachholen. ||
ZUM BEISPIEL BALTHASAR
Schweden, Frankreich 1966 | Regie: Robert Bresson
Mit: Anne Wiazemsky | 95 Minuten | seit 8. April bei MUBI
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