Die Acher-Brüder laden ein zur »Alien Disko«, dem Szene-Musik-Event in den Kammerspielen.
Die »Alien Disko« spielt wieder auf. Und auch wenn Markus und Micha Acher von The Notwist nicht wirklich besorgt sein müssen, dass Matthias Lilienthals Nachfolgerin Barbara Mundel ihre »Disko« nach der vierten Runde dicht macht, haben sie doch vorsichtshalber besonders viele eng befreundete Musiker aus teils weiter Ferne von Japan bis Neuseeland eingeladen, aber auch aus Münchens Indieszene. Die lokalen Bands bieten diverse Premieren wie Micha Achers »Verstärkung«, mit der Maxi Pongratz von Kofelgschroa Songs seines Soloalbums präsentiert. Der etwas andere »Chansonnier« Salewski tritt großformatig auf mit Helden der Münchner Indieszene wie Anton Kaun und Pico Be. Und auch die Besetzung, mit der Fehler Kuti erstmals sein wenige Tage zuvor erscheinendes Album »Schland Is The Place For Me« vorstellt wird, kann erweitert genannt werden. Wie gewohnt klingen nur Landlergschwister und Hochzeitskapelle.
Deren Auftritt bei einer Tournee hat den überaus liebenswerten Tenniscoats, der japanischen Zartfolk-Hausband des Festivals, so gut gefallen, dass Sängerin Saya postwendend in Tokio eine Brassband namens Zayaendo gründete und nun zur Disko kommt. Hauptgedanke des Festivals bleibt schließlich, Bands einzuladen, die sonst nicht den Weg nach München gefunden hätten. Wenn der japanische Organist Asuna sein Publikum mit in Zeitlupe anschwellenden Drones in Trance versetzt oder sein Landsmann Ichi als One-Man-Band eine Unzahl von Instrumenten der weniger seriösen Art bedient, dann wird klar: Hier ist »Alien« positiv besetzt in Zeiten, in denen das Fremde häufig angefeindet wird. Und nicht zuletzt macht London an der Isar Alarm: Das Afro-Punk-Frauentrio Big Joanie etwa wird in Sachen »into the face« noch übertroffen von den Sons of Kemet. Das Quartett um den Jazzsaxofonisten Shabaka Hutchings tritt mit Tuba und zwei Schlagzeugern an. Sind die »Sons« ein Festival-Headliner oder der schon im letzten Jahr bejubelte jazz-affine Ben LaMar Gay? Als die Alien Disko in Runde #1 und #2 ging, brauchte es noch Notwist-Konzerte auf großer Bühne, um Publikum für viele kaum bekannte Bands anzulocken. Inzwischen kommen die Leute, weil sie das Festival als interessant zu schätzen gelernt haben, und die Lokalheroen spielen an beiden Abenden Guerillakonzerte.
»Ganz bestimmt nicht auf der Hauptbühne«, sagt Markus Acher: »Irgendwo werden wir auftauchen«. Die Ober-Aliens machen sich rar und – gutes Zeichen – sie können sich’s leisten. ||
ALIEN DISKO #4
Kammerspiele – Kammer 1, 2, 3
13., 14. Dez. | 20 Uhr | Tickets: 089 23396600
Das könnte Sie auch interessieren:
Dreiviertelblut: Live 2023 | MF Online Deluxe
Junger Jazz aus München
Brandt Brauer Frick: Live in München
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton