Nur einen Steinwurf von der Grenze entfernt bietet Erl im Kufsteinerland ein außergewöhnliches Arrangement aus kulturellen Höhepunkten mit kulinarischen Klassikern

Die Passionsspiele in Erl | © Peter Kitzbichler

Der einstige österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky hatte ein Faible für seine Nachbarn: »Nach Bayern komme ich immer gern. Da bin ich nicht mehr ganz in Österreich und noch nicht ganz in Deutschland.« Speziell das Nachbarschaftsverhältnis zwischen Bayern und Tirolern war von je her geprägt von einem wechselhaften Miteinander und Gegeneinander. Abseits des Verkehrs und der Staus auf der Inntalautobahn hat die Nachbarschaft auch ihre schönen Seiten. Und dazu gehört ganz besonders der kleine Ort Erl am Tiroler Innufer nördlich von Kufstein. Das unübersehbare Wahrzeichen ist das kühn geschwungene, hell leuchtende Passionsspielhaus, vor 60 Jahren als spektakuläre Architektur-Avantgarde entstanden und heute noch erstaunlich frisch wirkend. Seit 2012 bereichert das Festspielhaus mit seiner dunklen, kantigen Optik direkt nebenan das ungewöhnliche kulturelle Arrangement des 1450 Einwohner zählenden Bergdorfs. Gerade in diesem Sommer ist Erl eine erfrischende Alternative zum konventionellen Grenzverkehr, bietet viele gute Gründe für eine Stopp oder einen spontanen Ausflug an den Inn.

Erl ist nicht nur eine kulturelle Pretiose, es hat auch überraschende gastronomische Qualitäten, ideale Zutaten also für einen genussvollen grenzüberschreitenden Exkurs. Fangen wir mit einem ganz klassischen Thema an. Bis Anfang Oktober stehen die Passionsspiele auf dem Programm, deren Tradition bis auf das frühe 17. Jahrhundert zurück geht. Der aktuelle Text des bekanntesten Tiroler Autos Felix Mitterer, ein Bühnenbild mit stimmungsvollem Lichtdesign und die rund 500 Laiendarsteller, die allesamt aus Erl sind, schaffen eine kraftvolle, leidenschaftliche Inszenierung. Alle sechs Jahre werden die Passionsspiele aufgeführt, wechseln sich mit den Passionsspielen am nahen Thiersee ab, die 2022 an der Reihe sind. Ganz anders akzentuiert ist das Angebot im benachbarten Festspielhaus, wo eben die erfolgreiche Premiere des Gitarrenfestivals »La Guitarra Erl« stattgefunden hat mit der Flamenco-Legende Vicente Amigo als Top-Act. 2020 wird es das Festival vom 13. bis 15. Augustgeben.

Das Highlight im August ist der Operettensommer im nahen Kufstein. Die Premierenaufführung der Fledermaus auf der Festung war für den Kritikerder Tiroler Tageszeitung »die mit Abstand beste Aufführung, die es auf derFestung bislang zu hören gab«. Ebenfalls im August bietet die Academia Vocalis mit ihren von Weltstars wie Edith Gruberova und Christa Ludwig betreuten Meisterklassekonzerten weitere Höhepunkte. Die Konzerte finden rund um Kufstein statt. In Erl bereitet man sich nach den Sommerfestspielen auf die Konzerte zum Erntedank-Wochenende Anfang Oktober vor, stehen dann die Winterfestspiele ab Mitte Dezember mit Werken von Bach und Mozart bevor.

Für die Besucher ein festes Ritual ist der Spaziergang vom Parkhaus entlang der Wiesen zwischen Festspielhaus und Passionsspielhaus und der südlichbenachbarten Blauen Quelle, einem Gault-Millau-prämierten Gasthaus, und de mnördlich angrenzenden Dresch, beides Lokalitäten mit feiner Tiroler Küche, diezu einem Kulturausflug nach Erl fix gehören und die sich auch dem Rhythmusdes Kulturprogramms gut anpassen. In beiden Häusern lässt es sich dazustilvoll und bequem nächtigen.

Kufsteinerland
Unterer Stadtplatz 11
A-6330 Kufstein
Tel. 0043/5372/62207

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