Auch in diesem Jahr zeigt das Underdox wieder eine Welt außerhalb des normalen Kinos. Mit dabei sind ein paar alte Bekannte.

Eine philippinische Rockoper: »Season of the Devil« von Lav Diaz| © Underdox Festival

Die Außenseiterrolle spielt niemand gern. Nicht zuletzt die Popkultur zeigt aber: Gerade bei denen lohnt sich meist ein zweiter Blick. Seit 2006 macht sich das Underdox Festival zur Aufgabe, filmischen »Außenseitern« eine Leinwand zu geben. Vom 11. bis zum 17. Oktober zeigt die 13. Ausgabe des Festivals nun wieder Filme, die cinematografische Grenzen ausloten und sich nicht scheuen, diese zu überschreiten – auch formal: Der Tag des langen Films am 14. Oktober zum Beispiel widmet sich ganz den stets gefürchteten Überlängen, obschon es sich gerade in unserer hektischen Welt, in der schon zwanzigminütige Serienhäppchen einem Spielfilmmenü vorgezogen werden, lohnt, wichtigen Geschichten den nötigen Raum zu geben.

Slow Cinema sozusagen. Die achtstündige Dokumentation »Dead Souls« von Wang Bing erzählt die Geschichte von Überlebenden, dievor über 60 Jahren als Gefangene des kommunistischen Regimes Chinas in die Wüste Gobi verschleppt wurden; Lav Dias »Season of Devil« und »An Elephant Sitting Still« des im letzten Jahr verstorbenen Hu Bo können immerhin mit jeweils knapp vier Stunden aufwarten. Der Länderfokus richtet seinen Blick dieses Jahr nach Portugal: Das Erbe des Filmemachers António Reis und seiner Ehefrau Margarida Cordeiro, die zusammen mit João César Monteiro die School of Reis begründeten, gibt Aufschluss darüber, wie sich das Cinema português in den 1980er Jahren entwickelt hat.

Experimentelles findet man auch in der Reihe Found Footage: Dort werden Arbeiten präsentiert, die aus bestehendem Material eigene Filme montieren, so wie Guy Maddins »The Green Frog«, der aus TV- und Filmmaterial in und um San Francisco Hitchcocks Klassiker »Vertigo« neu interpretiert. Eingeläutet wird das Underdox Filmfestival übrigens mit einem, der heute eher Klassiker als Außenseiter ist: Jean-Luc Godard ist inzwischen 87 Jahre alt und hat mit dem furiosen Collagenexperiment »Le livre d’image«, der mal eben die aktuelle Lage auf unserem Planeten von #MeToo bis Klimawandel seismo grafiert, Cannes dieses Jahr noch mal richtig aufgemischt. Wurden seine gesellschaftskritischen Werke früher oft zensiert, gehört Godard heute längst zu den Top Dogs des Kinos. Einer seiner bekanntesten Filme: »Die Außenseiterbande«. ||

UNDERDOX 13
Internationales Filmfestival Dokument und Experiment| 11.–17. Okt.| versch. Spielorte
Programm

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