Thomas Pekny inszeniert in der Komödie im Bayerischen Hof eine hübsche, aber matte »Mirandolina«.

Mirandolina (Mariella Ahrens) trampelt auf den Gefühlen des Cavaliere von Ripafratta (Michele Oliveri) herum| © Loredana LaRocca

Alle sind verrückt nach ihr. Die schöne und schlaue Mirandolina, Herrin über einen Gasthof in Venedig, verdreht jedem Mann den Kopf. Ihr Diener Fabrizio (Ricardo Angelini) schwärmt ebenso für sie wie der Marchese von Forlipopoli, ein eitler Gockel und verarmter Adeliger mit durchlöcherten Socken (Gilbert von Sohlern), und der reiche Graf von Albafiorita, ein etwas bauernhaft polternder Lebemann (Peter Rappenglück). Nur einer widersteht Mirandolinas Verführungskünsten: der Cavaliere von Ripafratta. Das reizt natürlich die Titelheldin in Carlo Goldonis Komödie, die Thomas Pekny in der Komödie im Bayerischen Hof in die Lagunenstadt verlegt hat. Hartnäckig und hinterlistig umgarnt und umschmeichelt sie den passionierten Frauenfeind, entschlossen, ihm eine Lektion zu erteilen.

Vor malerischen Venedig-Kulissen wetteifern die dummen Kerle auf der Gasthofterrasse um die Gunst der Locandiera. Hinzu gesellen sich die fröhlichen Gackerhühner Ortensia (Esther Kuhn) und Dejanira (Laura Rauch), zwei Schauspielerinnen, deren falsche, von der Speisekarte entlehnte Adelstitel Anlass zu allerlei komischen Wortspielen geben. Thomas Pekny akzentuiert weder Goldonis satirisch-sozialkritischen Töne noch die Charakterzeichnung, die dieser in das Genre einführte. Er hat den Bühnenklassiker von 1753 ironiefrei ungebrochen mit historischen Kostümen und sehr viel Liebe zum Detail inszeniert. Dabei jedoch gerät die Aufführungzumal in den letzten Passagen etwas behäbig und langatmig. Es dauert, bis sich der Cavaliere endlich liebeskrank geschlagen gibt, und irgendwann wirken die amourösen Kriegslisten der unerbittlichen Mirandolina nicht mehr lustig. Dass sie ausnahmslos von allen angehimmelt werden will und den Einzigen, der nicht vor ihr auf die Knie fällt, partout bezirzen, erniedrigen und auf seinem gebrochenen Herzen herumtrampeln muss, lässt sich heute kaum noch als charmanter Triumph weiblicher Stärke verkaufen, wie es hier versucht wird.

Die aus vielen TV-Serien bekannte Mariella Ahrens, die als Mirandolina mit in die Hüften gestemmten Händen Temperament behauptet, ist liebreizend anzuschauen, allein, ihr nur wenig nuanciertes Spiel mattiert alle Emotionen. Mehr Facetten verleiht Michele Oliveri als unglücklicher Narr seinem Cavaliere. Begleitet werden die erotischen Irrungen und Wirrungen von dem Musiker Dilyan Kabranov, der mit seiner Geige die Dialoge fein gewitzt kommentiert–der schönste Einfall des Abends. Der Intendantpräsentiert bei seinem späten Regiedebüteine solide Komödieninszenierung im Stil eines deutschen Lustspiels. Doch um Funken zu sprühen, dafür fehlt seiner »Mirandolina« die Leichtigkeit und der Schwung einer italienischen Commedia. ||

MIRANDOLINA
Komödie im Bayerischen Hof| bis 29. Juli
Mo bis Sa 19.30 Uhr | So 18 Uhr | Tickets: 089 29161633

 


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