Cinema Iran feiert Jubiläum – mit bemerkenswerten, international renommierten Filmen und mit einem Rahmenprogramm, das eines runden Geburtstags würdig ist.

Szenenbild aus dem Festival-Beitrag »Drum«, zu sehen bei Cinema Iran| © Cinema Iran

Das kleinstmögliche Jubiläum begeht nun auch schon das junge Cinema Iran, das vom 11. bis zum 15. Juli zum fünften Mal im Carl-Amery-Saal des Münchner Gasteig stattfindet. Und anlässlich des runden Geburtstags haben die Veranstalter um Silvia Bauer den perfekten Eröffnungsfilm für ihr iranisches Festival gefunden. Es ist »Kkook – Pig« von Mani Haghighi, der bereits im Wettbewerbsprogramm der letzten Berlinale für Furore gesorgt hatte. Dahinter steckt eine bitterböse Satire um den weinerlichen Filmemacher Hasan, der massiv mit seinem fetten Ego konfrontiert wird. Denn gerade geht in der Stadt ein Serienmörder um und macht alle berühmten Regisseure einen Kopf kürzer. Nur ausgerechnet Hasan, der Beste von ihnen, bleibt verschont. Warum nur? »Pig« spielt auf wunderbare Weise mit dem Film-im-Film-Prinzip und zieht dabei genussvoll die komplette Kinobranche durch den Kakao.

Weniger lustig geht es dagegen in »Nafas – Breath« zu. Hier entführt uns die 47-jährige Regisseurin Narges Abyar in den Iran der 1970er und 1980er Jahre, als der Schah schon entmachtet war und Ayatollah Khomeini gerade das Sagen hatte. Mittendrin die kleine, hochintelligente Bahar, die zum einen unter den Schlägen der gestrengen Großmutter zu leiden hat, zum anderen von den ersten Schüssen, ausgelöst vom irakischiranischen Konflikt, traumatisiert wird. Das einfühlsame Porträt eines zerbrechlichen Wesens in einer grausamen Welt war 2017 der iranische Vorschlag für den Auslands-Oscar. Auch in »Sade Ma’bar – Blockage« beleuchtet Mohsen Gharaie ein Einzelschicksal: Ein korrupter Beamter träumt vom eigenen Lkw und bereichert sich dafür mit Geld, das ihm nicht zusteht, während zu Hause die Ehefrau damit droht, das gemeinsame Kind abzutreiben, sofern er mit ihren Ersparnissen kein Haus kauft. Ein erschütternder Film über Machtmissbrauch und Verzweiflung, über irreales Wunschdenken und bittere Einsamkeit.

Vor allem auf visueller Ebene sollte man sich unbedingt auf »Tabl – Drum« einlassen. Regisseur Keywan Karimi, der auch vor Ort in München sein wird, hat für seinen Erstling einen Roman von Ali-Morad Fadaei-Nia für die Leinwand adaptiert. In langen Einstellungen und bildgewaltigen Schwarz-Weiß-Bildern, die mehr an Fotografien oder Tableaus erinnern, entsteht ein faszinierend facettenreiches Teheran mit all seinen schönen, aber auch den dunkleren Seiten. Dazu gesellt sich die Story um einen Anwalt, der eines regnerischen Tages ein Paket erhält, dessen Inhalt sein Leben für immer verändern wird … Auch Karimi konnte sich für »Drum« schon erste Meriten verdienen, sein Film wurde 2016 für das offizielle Programm der Biennale von Venedig ausgewählt. »Cinema Iran« – das bedeutet nicht nur Kino, sondern beinhaltet auch zahlreiche Rahmenveranstaltungen. So wird die Kulturwissenschaftlerin und Schauspielerin Maryam Palziban einen Vortrag sowie Schriftsteller Amir Hassan Cheheltan eine Lesung halten. Zudem kann man sich in einer Ausstellung einen Überblick über die Kinos in Teheran verschaffen. Und schließlich steigt zum fünften Jubiläum eine persische Popparty, zu der DJ Booty Carrell die Musik der iranischen Popdiven von Googoosh bis Hayedeh auflegen wird. ||

CINEMA IRAN IRANISCHES FILMFESTIAL MÜNCHEN
11.–15. Juli| Carl-Amery-Saal im Gasteig
Programm

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