Mit den zwei Uraufführungen »Mia san mia« und »Sie kam aus Mariupol« und einer witzigen Show über den neuen Werkraum eröffnen die Kammerspiele die neue Spielzeit.

Mia san mia / sie kam aus Mariupol

Auf nach Woanders

mia san mia

Bayern, wie es singt und lacht in »Mia san mia« (Ensemble) © Matthias Horn

Wo ist Woanders? Auf jeden Fall außerhalb unserer gewohnten Denkmuster. So ein Ort will künftig der »neue« Werkraum sein. Die Studiobühne soll mit neuen Inhalten gefüllt werden. Das Treppenhaus erstrahlt jetzt pastellig-bunt, der kleine Tresen im dritten Stock wird zur TamTamTreppenbar, geöffnet mittwochs bis samstags ab 21 Uhr. Gedacht als offener Treffpunkt für Publikum und Künstler. Was auf der Bühne unter der künstlerischen Leitung von Hannah Saar passieren wird, versuchten die Moderatoren des (einmaligen) Showabends zu ergründen. Sebastian Brandes und Annette Paulmann hatten sich seriös in Smoking mit Fliege und Lackschuhen geworfen, Paulmann trug dazu unseriös knallorange Socken. Was soll der neue Werkraum sein? Eine Video-Umfrage unter den Mitarbeitern des Hauses ergab häufig: »Ich weiß es nicht, aber ich freu mich drauf.« Womit der Ton gesetzt war: Locker und witzig interviewten die Moderatoren In ihrer Lounge-Ecke Konzeptbastler, Beteiligte und Künstler, die danach am Büffet-Tisch Platz nahmen. Die Aussagen waren meist wolkig und wattig – klar ist nur, dass hier alles möglich sein soll: Konzerte, Lesungen, Gespräche, Filme, kleine Theaterproduktionen, Projekte der Falckenberg-Schüler. Also eine Wunderkiste für Experimente, auch Halbfertiges, Kurzfristiges. Man wird’s sehen. Was man auf jeden Fall installieren sollte: eine Talkshow mit Annette Paulmann! Provokant, frech, schlagfertig, mit trockener Ironie, dabei immer nonchalant, war sie der souveräne Star. Das würde man gerne öfter erleben.

Mia san mia

Sehr grotesk, aber gar nicht heiter kreisen der chilenische Theatermacher Marco Layera und sein deutscher Co-Autor Martin Valdés-Stauber (bis 2023 Dramaturg an den Kammerspielen) das Thema Heimat und Identität ein. Regisseur Layera zeigte mit seiner 2008 gegründeten Kompanie La resentida in München bereits die Produktionen »Oasis de la impunidad« und »La posibilidad de la ternura«. Die Uraufführung seines Stückes »Mia san mia« inszenierte er nun mit Schauspielern der Kammerspiele. »Eine bayerische Space Odyssey« (so der Untertitel) hat eine Familie unternommen, denn in der Heimat ist inzwischen alles verboten, was für sie Brauchtum bedeutet: Patriarchat, Fleischverzehr, Biertrinken auf dem Oktoberfest. Auf einem unwirtlichen Wanderplaneten pflegen sie ihre Traditionen. Man darf an die deutsche Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile denken, die heute Villa Baviera heißt. Und hier wie dort kommen Touristen wie Lina, die etwas über die Kultur ihrer bayerischen Oma erfahren will.

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