Die Bayerische Theaterakademie August Everding feierte im letzten Jahr ihren 30. Geburtstag. Über die gegenwärtige Situation im Studiengang Schauspiel sprach Horst Konietzny mit Pauline Großmann, Schauspielstudentin im dritten Studienjahr, und dem Studiengangsleiter Prof. Jochen Schölch.
Theaterakademie August Everding
Auf die Bühnen, fertig, los!
Pauline Großmann benötigt Kreativität und Spiellust; Studiengangsleiter Jochen Schölch will auch Resilienz fördern | © Christian Hartmann, Luis Zeno Kuhn
Junge Menschen interessieren sich doch noch für Kunst! Seit dreißig Jahren wird an der Bayerischen Theaterakademie August Everding ausgebildet: Schauspiel, Musiktheater/Operngesang, Musical, Regie, Dramaturgie, Maskenbild – Theater und Film, Bühnenbild und -kostüm sowie Kulturjournalismus sind die Studiengänge, die hier angeboten werden. Und sie erfreuen sich reger Nachfrage. Wenn auch die Coronazeit einen gewissen Rückgang an Bewerbern und Bewerberinnen beispielsweise für die Schauspielausbildung mit sich brachte. Aber auch hier nähert man sich den legendären alten Zeiten, in denen zehn von 1.000 einen der begehrten Studienplätze ergattern konnten.
Worum geht es in diesem Beruf?
Jochen Schölch: Menschen, die in diesen Beruf wollen, brauchen eine hohe Sensibilität, um sich vom Partner auf der Bühne berühren zu lassen. Es geht darum, präsent zu sein, wirklich im Moment zu agieren. Man begibt sich auf eine lange, intensive gemeinsame Reise. Deshalb muss man voll darauf vertrauen können, dass man sich auf dieses In-denMoment-gehen einlassen kann.
Und wie lernt man das?
JS: Wir geben nicht vor, mit der oder der Technik zu spielen, sondern bieten sehr viel an. Die Studierenden können dann selbst ausprobieren, was für sie am besten funktioniert, wie sie am besten arbeiten können. Die Bandbreite in der Lehre von formal bis zu psychologischem Realismus ist also sehr groß.
Pauline Großmann: Es ist sehr individuell, welche Schauspielmethode einem persönlich etwas bringt. Es gibt Menschen, die nichts fühlen, wenn sie auf der Bühne sind; die wissen, bei diesem Satz soll ich weinen, sich atemtechnisch darauf vorbereiten und einfach weinen. Und dann gibt es Menschen, die an ein Erlebnis aus ihrem Leben denken, das sie immer wieder zum Weinen bringt. In diesem Fall steckt natürlich ein Stückchen Privates im Schauspielen, aber das kann jeder für sich selbst entscheiden.
JS: Für uns als Lehrende kann es sehr entlastend sein, wenn die Studierenden uns sagen, mit welchen Themen sie persönlich Schwierigkeiten haben. Wir fordern das nicht ein, weil es reine Privatsache ist. Aber wir können besser damit umgehen, wenn wir wissen, wo das Glatteis lauert. Davon abgesehen halte ich es aber für ein Gerücht, dass man in die Abgründe der Psyche tauchen muss, um gut zu spielen.
PG: Ich lerne viel von den Personen, die ich auf der Bühne verkörpere. Keine Ahnung, ob ich jemals erklären kann, wer ich als Mensch bin. Aber über das Schauspielen komme ich ein Stückchen näher an mich selbst, verstehe, was Menschen bewegt und wo ich mich selbst dabei einordne. Das ist die eine Sache. Zum anderen lernt man klassische Inhalte, wie den Körper als Ausdrucksmittel zu verwenden, und auch Sprache als echtes Ausdrucksmittel einzusetzen, sich nicht einfach nur auf eine Bühne zu stellen und einen Text zu sprechen. Und man lernt grundsätzliche Dinge: zum Beispiel sich durch Stimmausbildung zu trauen, vor Menschen zu singen, was für sehr viele Menschen viel persönlicher ist, als auf einer Bühne zu spielen, weil die Singstimme noch ein kleines Stückchen näher an der Seele ist als das, was ich in einer Rolle tue. Für mich persönlich war es eine wahnsinnig große Überwindung, überhaupt vor Publikum zu singen, weil es in der Schule ganz schrecklich war, wenn man einen schiefen Ton gesungen und die ganze Klasse gelacht hat. So was passiert hier in der Ausbildung eben nicht.
Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
TAG DER OFFENEN AKADEMIE
Theaterakademie | Prinzregentenplatz 12 (Eingang über Prinzregententheater) | 3. Feb. | 10–16 Uhr
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