In acht Brandbriefen rufen die freien Theater Münchens um Hilfe.

Freie Szene München

Ausgebrannte Theater

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So viele private Theater- und Kabarettbühnen gab es einst in München © Rationaltheater

Der Betreff lautet: »ES BRENNT«. Seit 11. September ploppt alle zwei bis drei Tage eine Mail auf, in der die freien Bühnen Münchens ihre Notsituation dar- und Forderungen für ihren Erhalt aufstellen. Offensichtlich scheiterte bereits im Juli eine in Aussicht gestellte und zusammen mit den freien Bühnen erarbeitete Änderung des Fördermodells, anscheinend am Geldmangel der Stadt.

Das Grundproblem ist, dass die freien Bühnen mit der Dreijahresförderung ausschließlich die Zusage erhalten, dass sie über drei Jahre Projektgelder bekommen. Für laufende Kosten wie Personal, Technik, Instandhaltung, Buchhaltung, Planung und Vorbereitung, die nun mal entstehen, wenn man ein Theater betreibt, gibt es: nichts. Das Kulturreferat der Stadt München hat eigentlich erkannt, dass das nicht genügt. In der Sitzungsvorlage »Geplante Beschlüsse für das 2. Halbjahr mit finanziellen Auswirkungen auf den Haushalt 2024 ff.« wurde festgehalten, dass insbesondere für die freien Bühnen »eine grundlegende Veränderung der Förderung aktueller darstellender Kunst« angegangen werden müsse, gerade auch »im bundesweiten Vergleich«. Die Erkenntnis ist also da. Umgesetzt wurde dieser Plan für 2024 bisher nicht, weil er ca. 2 Millionen Euro kosten sollte, was im Verhältnis zum Gesamthaushalt 2023 von 8,6 Milliarden etwa 0,023 Prozent entspricht.

Gestartet haben die Aktion das TamS-Theater, das Rationaltheater, das theater … und so fort, das Theater Viel Lärm um nichts, die Kulturbühne Spagat, dasvinzenz und das Teamtheater. Die sieben, die teilweise seit Jahrzehnten hervorragende künstlerische Arbeit leisten, fordern, dass die immer noch verhältnismäßig reiche Stadt München endlich den Standortfaktor Kultur, mit dem sie gerne wirbt, auf eine solide (finanzielle) Grundlage stellt, in der langfristige Planungen möglich sind, sodass auch junge Theaterleute weitermachen.

Sie fordern: Schluss mit der Selbstausbeutung! Wie recht sie haben, sieht man an dem Plakat auf der Webseite. Es stammt von 1989. 22 der Bühnen, die es damals gab, sind durchgestrichen. Doch in der Sache tut sich was. Die Parteien im Stadtrat zeigen Gesprächsbereitschaft. Reichlich irritierend ist, dass ausgerechnet die CSU in einem Dringlichkeitsantrag anmahnt, über »die geplanten Änderungen der Förderung im Bereich der Freien Theaterszene zu berichten«. Die von der CSU geführte Bayerische Staatsregierung verweigert den freien Bühnen der Landeshauptstadt jegliche Fördermittel. ||

Weitere Texte zum Münchner Theatergeschehen finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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