Wolfgang Lösche verabschiedet sich als Leiter der Galerie Handwerk. Ein Porträt.
Wolfgang Lösche
Der Mann, der brennt
GALERIE HANDWERK
Max-Joseph-Str. 4 | Di, Mi, Fr 10–18 Uhr; Sa 10–13 Uhr, Do 10–20 Uhr und Führung 18.30 Uhr
LOESCHE KERAMIK
Am Kirchsteig 19 | 86911 Dießen | Mo bis Do 10–17 Uhr, Fr/Sa nach Vereinbarung
Glasskulpturen aus Tschechien und ein frisch lackiertes Auto, Stickereien aus den angesagtesten Pariser Modeateliers und schmiedeeiserne Gitter, altes Werkzeug und Schmuck aus Kunststoff: Das Ausstellungsprogramm der Galerie Handwerk in der Münchner Ottostraße dürfte weltweit einmalig sein. In sieben Wechselausstellungen pro Jahr präsentiert die Galerie Meisterleistungen des gestaltenden Handwerks aus allen Gewerken. Leiter der Galerie ist Wolfgang Lösche, allerdings nicht mehr lang: Im Herbst geht er nach 35 Jahren in den Ruhestand. 29 Jahre lang hat er die Galerie geleitet, gearbeitet hat er hier allerdings schon als Werkstudent und kennengelernt hat er sie sogar schon als Kind: Sein Vater, der Dießener Keramiker Ernst Lösche, hatte die Galerie einst mitgegründet.
Um Wolfgang Lösches tiefe Verbundenheit mit dem Handwerk zu verstehen, muss man ihn deshalb zwingend an seinem Wohnort in Dießen besuchen. Hier steht noch immer die Werkstatt des Vaters. Stundenlang hat Wolfgang Lösche hier als Bub dem Dreher an der Töpferscheibe zugeschaut, hat den Ton aufbereitet, glasiert, verschwämmelt und den Ofen eingeräumt. »So war das eben: Die Bauerskinder mussten Kartoffeln klauben, und ich hab in der Werkstatt gearbeitet, wenn ich mit den Hausaufgaben fertig war.« Bis heute betreibt seine Familie die renommierte Werkstatt. Wolfgang Lösche ist fürs Brennen zuständig. Ansonsten aber ist er eher Forscher und Vermittler als praktizierender Handwerker. Die Weichen dafür stellte ein Apfelbaum: »Im Garten hier war ein krumm gewachsener Baum, der sah aus wie ein Pferd, und da bin ich natürlich immer drauf geritten als Kind. Und eines Tages ist er umgefallen.« Beim Ausgraben der Wurzeln geht der Spaten plötzlich nicht mehr weiter, es knirscht nur noch. »Das war wie einen Schatz finden!«, erinnert sich Wolfgang Lösche. Sie waren auf die Abfallgrube einer mittelalterlichen Keramikwerkstatt gestoßen mit handwerklichen Fayencen aus dem 17. Jahrhundert. Deren Produktion war bis dahin für Süddeutschland unbekannt, die Keramikgeschichte musste umgeschrieben werden.
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