Die Musikwelt in Afrika ist ungemein vital. Ein Portal und ein Festival werfen einen aktuellen Blick darauf.

African Music Days Munich

Sound der Jugend

african music days

Arka’n Asrafokor | © Mehdi Bencher

Welche Musik hört die Jugend in Nigeria? Was ist eine Umkiki und wie klingt sie? Wie sieht es mit der Jazzszene im Sudan aus? Und warum hat die Polizei den Reggae-Dancehall-Musiker Winky D aus Simbabwe in Chitungwiza von der Bühne geholt? Antworten auf diese zugegeben etwas speziellen Fragen sind in der Tagespresse schwer zu finden. Mit etwas Glück stößt man darauf irgendwo im Internet. Es bleibt aber trotzdem mühsam, sie zusammenzusuchen. Die bessere Lösung: einfach auf die Website Music in Africa zu gehen. Dort findet man alle Antworten und dann noch Songs, Kontakte, Interviews, Tutorials, Veranstaltungshinweise und vieles mehr. Seit zehn Jahren gibt es das Portal und die dahinterstehende Music In Africa Foundation, die auf eine 2011 gestartete Initiative des Goethe-Instituts und der Münchner Siemens Stiftung zurückgeht. Hauptsitz der Foundation ist Johannesburg. Dazu kommt ein mehr als zehnköpfiges Team, das verteilt auf weitere Regionalbüros in Kinshasa, Dakar, Lagos und Nairobi das Portal betreibt.

Bei der Konzeption von »Music In Africa« waren mehr als 100 Musikschaffende, Wissenschaftler, Journalisten, Manager und Pädagogen aus Afrika und anderen Ländern beteiligt. Heute gilt es mit mehr als 35.000 registrierten Musikprofis und Institutionen und mehr als 250.000 Nutzern im Monat als das aktivste Kulturportal des afrikanischen Kontinents. Gute Gründe also, den zehnten Geburtstag der Music In Africa Foundation zu feiern. Und genau das wird bei den ersten »African Music Days Munich« am 24. und 25. Mai im Ampere im Muffatwerk passieren. Warum dort? Weil es zwischen der Foundation, dem Goethe-Institut, der Siemens Stiftung und dem Muffatwerk schon länger gemeinsame Bande gibt, wie man von Veronika Kleiner von der Siemens Stiftung erfährt. So brachte man bereits gemeinsam 2015 im Zuge des Austauschprogramms »Dox Dajé« senegalesische Musiker mit den Münchner Hip-Hop-Größen Main Concept und Blumentopf im Muffatwerk zusammen.

Vor einigen Monaten, so verrät wiederum der künstlerische Leiter des Muffatwerks Dietmar Lupfer am Telefon, traf man wieder zusammen. Man sprach über den Geburtstag der Foundation, Lupfer schlug ein Projekt dazu in München vor, bald fand sich mit dem »African Unity Day« am 25. Mai ein zeitlicher Aufhänger und nach mehreren Zoom-Konferenzen stand das Programm für ein zweitägiges Festival. Die Impulse dafür, das war von Anfang klar, sollten von der von Eddie Hatitye geleiteten Foundation kommen. Und sonst war die Maxime: gute Musik. »Was uns ebenfalls wichtig war: dass man eher eine junge Szene zeigt«, so Lupfer. Zudem sollte die Musik auch hier eine jüngere, »nextmigrantische« Generation ansprechen. »Und die muss jetzt nicht wieder Youssou N’Dour bekommen oder zum fünfhundertsten Mal Salif Keïta.« So landete man stattdessen bei der Frage: »Was geht eigentlich in den Metropolen des afrikanischen Kontinents ab?«

Als Folge bekommt man nun am 24. Mai die Afro-Tribal-Metal-Band Arka’n Asrafokor aus Togo zu hören. Die verbindet Nu- und Thrash-Metal à la Korn und Sepultura mit afrikanischer Mystik und hat schon im Vorprogramm von Kiss gespielt. Der kenianische DJ Blinky Bill war früher Leadsänger von Just A Band und verbindet futuristische Afrobeats mit Hip-Hop und Elektronika. Bei Sibusile Xaba & Esinam verschmelzen traditionelle südafrikanische Instrumente mit Querflöte, Gitarre und Elektronik. Und hinter Defma Maadef verbergen sich mit Mamy Victory und Defa zwei aufstrebende senegalesische HipHop-Stars. Der am 25. Mai auftretende Sholo Mwamba aus Tansania ist einer der populärsten Musiker Ostafrikas und Teni eine mehrfach preisgekrönte nigerianische Sängerin. Ami Yerewolo ist eine spannende junge Rapperin aus Mali und Fulu Miziki Kolektiv ein multidisziplinäres afro-futuristisches Punk-Kollektiv aus der Republik Kongo. Vier der acht Acts werden, wenn sie schon mal da sind, übrigens auch noch an anderen Orten in Deutschland und Europa auftreten. Und was eine mögliche Fortsetzung der ersten »African Music Days Munich« angeht: die fände Dietmar Lupfer eigentlich »ganz smart«. ||

AFRICAN MUSIC DAYS MUNICH
Muffathalle & Ampere | Zellstr. 4
24., 25. Mai | 20 Uhr

Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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