Der Regisseur Jörg Adolph ist für seinen kontroversen Dokumentarfilm »Elternschule« und »Das geheime Leben der Bäume« über die Arbeit des Försters und Bestsellerautors Peter Wohlleben bekannt geworden. In seinem neuen Film »Vogelperspektiven« begleitet er den Landesbund für Vogelschutz. Arne Koltermann sprach mit ihm über den Film und sein Verständnis als Filmemacher.

»Vogelperspektiven«: Jörg Adolph in Interview

»Mein Film ist ein Kuckucksei«

vogelperspektiven

Ein Verfechter des beobachtenden Dokumentarfilms: Regisseur Jörg Adolph © Daniel Schönauer

VOGELPERSPEKTIVEN
Deutschland 2022 | Buch und Regie: Jörg Adolph | Mit: Norbert Schäffer, Arnulf Conradi u.a. | 106 Minuten | Dokumentarfilm
Kinostart: 16. Februar | Website

Wie würden Sie Ihren neuen Film »Vogelperspektiven« beschreiben?
Ich versuche, den beobachtenden Dokumentarfilm mit poetischer Naturbeobachtung zu verbinden, in der Tradition des Nature Writing: Jemand teilt in Form einer Ich-Erzählung seine Naturerfahrungen, seine Wahrnehmungen mit. Dafür habe ich neben Norbert Schäffer, dem Vorsitzenden des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), Arnulf Conradi mit seinem tollen Buch »Zen und die Kunst der Vogelbeobachtung« gefunden. Ich zeige politischen und poetischen Aktivismus. Mein Film ist vielleicht eine Art Kuckucksei: Die Schale mag sich dem Genre des Naturfilms annähern, im Kern ist es aber ein klassischer Dokumentarfilm mit vielen Gesprächsszenen.

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Auf die Geduldsprobe gestellt: Der Landesbund für Vogelschutz e.V. beim Warten auf Bartgeier | © Filmperlen

Man sieht viel Arbeit hinter den Kulissen.
Ich wollte die Mühen und die vielen Schrauben, an denen man in der Umweltpolitik heute drehen muss, zeigen. Zum Beispiel wie Norbert Schäffer Markus Söder anruft und ihm erklärt: Die Uferschnepfe wird noch während Ihrer Amtszeit aussterben. Sie müssen jetzt handeln und die Moore wieder vernässen. Im Zentrum des Films steht damit jemand, der in den Hinterzimmern die Weichen stellt und dafür die Perspektive der Vögel einnimmt. Schäffer ist zu hundert Prozent Biologe, vollkommen unideologisch, deswegen reden auch alle gern mit ihm. Aber man wird kein Ornithologe, wenn man nicht auch verliebt in die faszinierende Welt der Vögel ist. Er überzeugt die Leute: fein, leise, mit Substanz, ohne apokalyptisch zu werden. Er kämpft um kleine Erfolge, die aber manchmal große Strahlkraft entwickeln.

Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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