Die Fronten im Fall Ulrich Seidl, der bei seiner neusten Produktion »Sparta« rumänische Kinder ausgenutzt haben soll, sind verhärtet. ob Hexenjagd oder Musterfall für zukünftig bessere Drehbedingungen, eine rasche Wahrheitsfindung scheint in dieser emotional aufgeladenen Debatte im Moment nicht möglich.
Ulrich Seidl: »Rimini« & »Sparta«
Der Systemsprenger

In »Sparta« spielt Georg Friedrich den Österreicher Ewald, der rumänische Jungen in Judo trainiert. Seine pädophile Neigung will er verdrängen © dpa / Ulrich Seidl Film
RIMINI
Österreich, Deutschland, Frankreich 2022
Regie: Ulrich Siedl | Drehbuch: Ulrich Seidl, Veronika Franz | Mit: Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, Inge Maux
Kinostart: 6.10.
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»Ich mache erst einmal einen Film. Und jeder Film, den ich mache, ist in meinen Augen facettenreich. Es gibt darin nie nur einen Handlungsstrang, einen Protagonisten oder einen Ort, an dem das Ganze spielt. So entstehen automatisch viele Lesarten und jeder Zuschauer kann seine eigene hinzufügen. Im Grunde erzähle ich immer etwas über Menschen. Das ist der Kern meiner Filme«, äußerte sich Ulrich Seidl während der »Berlinale« gegenüber dem Autor dieses Textes. Dort erntete sein Spielfilm »Rimini« mehrheitlich gute Kritiken, jedoch keinen Bären. Während jenes Interviews konnte noch niemand ahnen, welcher gigantische Shitstorm wenige Monate später auf das Enfant terrible des österreichischen Gegenwartskinos (»Tierische Liebe«/ »Im Keller«) herabregnen würde.
Ausgehend von massiven Vorwürfen hinsichtlich inhumaner Drehbedingungen für die jungen rumänischen Laiendarsteller in »Sparta«, dem Schwesternfilm zu »Rimini«, die eine umfangreiche Recherche verschiedener »Spiegel«-Autoren im September losgetreten hatte, kommunizierte der international geachtete Autorenfilmer (»Hundstage«/ »Import Export«) zuletzt nur noch via Anwalt mit den Medien – oder gar nicht.
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