Bei Don Marco (bürgerlich Markus Naegele) ist alles eins: Rock, Literatur, Subversion. Der Beweis: Die CD »Gehst Du mit mir unter«

Don Marco & Die kleine Freiheit: Kapelle der Alternativen

don marco

Markus Naegele, genannt Don Marco | © Tibor Bozi

»Literatur abseits der ausgetretenen Mainstream-Pfade« nennt die Verlagsseite im Internet jene Schrift gewordenen Rock ’n’ Roll-Exzesse, die der Münchner Verlagsleiter Markus Naegele bei Heyne Hardcore ebenso in den Romanen von John Niven oder Matias Faldbakken wie in den nicht minder spannenden Autobiografien von Rocklegenden wie Debbie Harry oder John Lydon aufspürt. Den Sinn für solcherart Sonderbares hatte Naegele schon früh entwickelt. Etwa als Herausgeber des Frankfurter Fanzines »Superstar«, mit dem er seinen Lieblingsmusikern eine größere Öffentlichkeit bereiten wollte. Oder als DJ bei Radio X, als Journalist oder auch Veranstalter in Frankfurt, der das Nachtleben in »Mainhattan« mit den passenden Konzerten bereichern wollte. Dann wurde er Vater, und Naegele tauschte der Verantwortung wegen seinen Rock’n’Roll-Lifestyle gegen eine Festanstellung als Lektor bei einem Verlag in München.

Den Rock ’n’ Roll nahm er freilich mit. Als Singles-Sammlung zum Beispiel, die er daheim mit einer alten Jukebox spielt. Oder als Bewusstsein dafür, dass auch Lesungen mehr sein können als der oft begähnte Sturm im Wasserglas. Um die von ihm herausgegebenen Bücher zu bewerben, konzipierte Naegele darum Lesungen, die er spannend mit Konzerten und DJ-Sets zu Partys mischte, die die darin präsentierte Literatur geradezu clubtauglich machten. Eine Literatur, die er im Übrigen auch von Rockmusikern wie Philip Bradatsch ins Deutsche übersetzen lässt. Sei es, weil man mit solchen ungewohnten Jobs Rockmusiker unterstützen kann oder weil diese Spezialisten eben auch ein Gespür für die von Naegele favorisierte »Literatur abseits der ausgetretenen Mainstream-Pfade« haben.

Und endlich – Jahrzehnte, nachdem seine Frankfurter Band Happy Hunting Ground in die ewigen Jagdgründe abgetaucht war – gründete Naegele in München seine eigene Combo. Nach wenigen Auftritten, natürlich selbst organisiert, teilten die anderen Bandmitglieder ihrem Chef allerdings per SMS mit, dass sie dann doch lieber ohne ihn weitermachen würden. Der musikalischen Qualität wegen. Also gründete der Überzeugungsrocker gleich die nächste Formation, die nicht nur wegen ihres Namens »Fuck Yeah!« weit mehr Beachtung fand, als die undankbare Brut der Vorgängerkapelle je erfahren wird. Und doch scheint auch jener fleischgewordene Rock ’n’ Roll-Traum nur die Vorband zu Naegeles ganz großem Wurf gewesen zu sein: das mit prominenten Gastmusikern angereicherte Projekt »Don Marco & Die kleine Freiheit«.

Inspiriert von alten Udo Lindenberg-Scheiben fasst Naegele hier seine über die Jahre erworbene Rock-Kompetenz in deutschen Texten zusammen, die ebenso wie die Musik gewitzt mit Rock ’n’ Roll – Zitaten jonglieren. Selbst das Cover zum Debütalbum »Gehst Du mit mir unter« (Off Label Records/Broken Silence) zitiert die Rockgeschichte, in der Naegele sozialisiert wurde, indem es das Cover eines Leon-Russell-Albums nachstellt. Russell war Songwriter der späten Woodstock-Generation und Pionier eines neuen kritischen Folk-Bewusstseins. Musikalisch angefeuert wird der Bandleader im Studio von prominenten Kollegen wie Tim Jürgens von »Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen«, wie Kristof Hahn von den »Swans« und Münchner Rockhelden wie Philip Bradatsch und Kevin Ippisch. Mittlerweile spielen auch die Südtirolerin Teresa Staffler (»Sisyphos«, »DRIP«) und Maria de Val (»Me + Marie«, »Ganes«) mit. Das zweite Album ist eigentlich auch schon startklar. Vorerst gilt es aber noch, das in der Presse gefeierte Debütalbum gegen die coronabedingt widrigen Rahmenbedingungen zu verteidigen, bis Don Marco & Die kleine Freiheit endlich auch wieder Konzerte – abseits der Mainstream-Pfade – rocken dürfen! ||

DON MARCO & DIE KLEINE FREIHEIT:GEHST DU MIT MIR UNTER
Off Label Records/Broken Silence

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