Attwenger spielen Volksmusik. Nur anders.

Attwenger, Folk-Anarchisten | © Gerald von Foris

Da wusste selbst der legendäre BBC-DJ und Trendscout John Peel nicht mehr weiter: »I have no idea what it’s all about, but I like the general noise a great deal.« Da ist man doch gleich in guter Gesellschaft. Denn man kann der deutschen Sprache, selbst des österreichischen Dialekts, mächtig sein und bei Attwenger immer noch nichts verstehen. Und gleichzeitig machen sie unglaublich viel Spaß. Dem Duo aus Linz kann man mit dem Begriff »Neue Volksmusik« nicht gerecht werden (»Da samma sehr froh, dass des eingschlafen is«, meint einer der Attwenger). Die ersten Alben von Markus Binder und HansPeter Falkner schweben irgendwo zwischen Punk und Gstanzl.

Mit der Zeit mischten sich Versatzstücke aus Hip-Hop, Elektronik und Avantgarde hinzu, immer mit hochwertigem Wahnsinn in Mundart. Der kann inspiriert von Dada sein (»I hob in Kalender gschaut, heit geht a Wind«) oder beißende Gesellschaftskritik (»Östareicha san unguad weis aungst haum und wauns ka aungst haum, daun geds eana ned guad«). Mit dieser Mischung schafften es Attwenger nicht nur auf den Plattenteller von John Peel, sondern auch zu Auftritten in Sibirien und Pakistan.

Spiel- und Experimentierfreude gehen eben über Textverständnis. Außerdem standen sie auch schon mit der serbischen Roma-Kapelle Boban Marković Orkestar und dem amerikanischen Free-Improvisation-Gitarristen Fred Frith im Studio. Die letzten beiden Alben »Flux« (2011) und »Spot« (2015) gingen musikalisch gesehen allerdings wieder verträglichere Wege, ohne sich aber bei der Masse anzubiedern. Das haben Attwenger erstens nicht nötig, und zweitens taugt trotz Quetschn und Dialekt nichts von ihnen zur Schunkelbegleitung. Eher kollabiert das Bierzelt. In der Reihe »RS: In Concert« sind sie um einiges besser aufgehoben. Unter den zahlreichen modernen Kapellen aus dem Volksmusikbereich stechen Attwenger auch fast dreißig Jahre nach Gründung des Duos heraus. Man hat das Gefühl, etwas zu hören, das wirklich mit Volksmusik und nicht nur mit dem alpinen Raum zu tun hat. Gleichzeitig werden Hörgewohnheiten mit der größtmöglichen Energie über den Haufen geworfen. Was bleibt ist Gaudi. Mit Grips. ||

ATTWENGER
Rote Sonne| Maximiliansplatz 5 | 21. Nov.
20 Uhr | Tickets: 089 55263330

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