Das Ebersberger Jazzfestival geht in die nächste Runde, mit Prominenz und heimischen Helden.
Weil die Jazzmusiker, die die Betreiber des Blue Note-Labels nach ihren Konzerten zu nächtlichen Aufnahmen ins eigene Studio luden, ja bereits warm gespielt waren, zählen die so entstandenen Jazz-Alben wohl auch zu den lebendigsten der Jazzgeschichte. Die Fotos, die einer der beiden Betreiber oft auf dem Weg zum Studio von den Künstlern schoss, setzten weitere Maßstäbe, die vor allem auch mit der Covergestaltung die Blue Note-Alben zu regelrechten Gesamtkunstwerken erhoben. Davon berichtet unter anderem auch die Filmdokumentation »It Must Schwing – The Blue Note Story«, mit der heuer am Mittwoch, dem 9. Oktober das diesjährige internationale Jazzfestival in Ebersberg und Grafing, EBE-Jazz 2019 im Alten Kino Ebersberg eingeleitet wird.
Passender kann ein Festival im Übrigen auch gar nicht eröffnet werden, das selbst ja den Jazz nicht nur in seiner musikalischen Auswirkung zu fassen sucht, mit Auftritten von Weltstars wie dem Funk-Veteranen Pee Wee Ellis (17. 10.), dem Hammond-Meister Joey De Francesco (18. 10.) oder auch von Blood Sweat and Tears-Mitbegründer Randy Brecker, der zusammen mit Dave Liebman, Marc Copland und Drew Gress am Samstag, den 19. Oktober im Alten Speicher Ebersberg gastiert. Rhythmisch herausgefordert übrigens vom virtuosen Schlagzeuger Joey Baron, dessen auffällige Spielweise schon die besten Alben von John Zorn oder David Bowie prägte. Nein, EBE-Jazz 2019 widmet sich mit Ausstellungen auch der visuellen Ästhetik des Jazz. Etwa die in der Alten Brennerei Ebersberg ausgestellten Fotos von Thomas Wunsch, die die qualitativ herausragenden Albumcover des Münchner Labels ECM mitgestalteten. Der jazz-bewanderte Kulturjournalist und Geiger Marcus Woelffle wird zudem – begleitet von einer hochkarätig besetzten Band – einmal mehr mit einer musikalisch erweiterten Lesung das bessere Radioprogramm in einem Vortragssaal erklingen lassen. Diesmal am Montag, den 14. Oktober in der Stadtbücherei Grafing mit einem Vortrag über die Trompeter-Legende Chet Baker, dem unter anderem das Kunststück gelang, das Trompetenspielen neu zu erlernen, nachdem ihm die stützenden Schneidezähne ausgeschlagen wurden.
Abgerundet wird das Festival am letzten Spieltag, dem 20. Oktober mit einem musikalischen Sonntagsgottesdienst am späten Nachmittag in der katholischen Pfarrkirche St. Ägidius Grafing, wo Duke Ellingtons zweites Sacred Concert für Chor und Bigband aufgeführt wird. Zusammen stehen da bis zu 60 Musiker auf der Bühne! Die besten Landkreismusiker stellen sich unter der Leitung von Josef Ametsbichler der Herausforderung und werden diese Mischung aus weltlicher und geistlicher Musik zusammen mit dem von Martin Danes geführten Chor erklingen lassen. Den musikalischen Auftakt des ebenso spannend wie prominent besetzten Festivals macht am Samstag, dem 12. Oktober Andrea Motis aus Barcelona mit ihrem Quintett. Die Trompeterin und Sängerin, die schon als 12-jährige Nachwuchsmusikerin gefeiert wurde, spielte unter anderem schon mit dem US-amerikanischen Saxofonisten Scott Hamilton, der im Anschluss an Motis’ Auftritt in der Stadthalle Grafing dort ebenfalls zu hören sein wird. Genauere Angaben zum umfangreichen Programm in dieser aufregenden Jazz-Woche sind auch der Internetseite zu entnehmen. ||
EBE-JAZZ 2019
Ebersberg, Alter Speicher, Stadthalle, Altes Kino u. a.| 9.–20. Okt.| verschiedene Zeiten
Tickets: 08092 2559 205
Das könnte Sie auch interessieren:
Lime Cordiale: Live in München
Bösemann: Die Oper am schwere reiter
Micro Oper: Das 30. Jubiläum im Schwere Reiter
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton