Was und wen man beim Festival Dance nicht übersehen darf: das Wochenende im Kreativquartier und drei Münchner Produktionen.
Große Namen von William Forsythe bis Richard Siegal und mehr als 120 Künstler aus aller Welt bevölkern das Festival Dance vom 16. bis 26. Mai. Dazu gibt es am ersten Festivalwochenende das bewährte interdisziplinäre Symposium, dessen Thema diesmal das Festival selbst ist, nämlich Kontexte zu ausgewählten Produktionen, aber auch allerlei An gebote, selbst einzutauchen: In die lokale Szene, »augmented realities« oder die lokale Geschichte – und dabei andere Perspektiven auf den Tanz und diese Stadt zu entwickeln. Wir werfen vier Schlaglichter auf das Programm der 16. Münchner Tanzbiennale.
Mini-Festival im Festival: ein Wochenende im Kreativquartier
»Come together! Right now!« Ja, das sind die Beatles. Doch unter diesem Titel rückt auch das Dance-Festival am letzten Festivalwochenende seine zentrale Frage in den Fokus: »Wie wollen wir miteinander reden und leben?« Die Frage wird schon allein dadurch virulent, dass internationale Künstler wie der chinesische Choreograf Yang Zhen oder der kanadische Objekt-Verwandler Peter Trosztmer auf dem Gelände des Kreativquartiers an der Dachauer Straße auf ortsansässige Künstler und soziokulturelle Akteure stoßen, die unter dem Titel »Ring my Bell« auch ihre eigenen Werkstätten öffnen. Jeder, wie er mag. Das kann laut Festivalleiterin Nina Hümpel, die seit 11 Jahren ihr Büro auf dem Gelände hat, vom bloßen Türen-Aufsperren über Workshops bis zu Performances reichen.
Die gewiss immense logistische Vorarbeit hat Hümpel gemeinsam mit ihrer Assistentin Veronika Heinrich gestemmt. Als Kommunikatorin setzt sie sehr auf Trosztmer, diesen »Spezialisten fürs Partizipative«, der sich bei Dance 2017 mit seiner Klebebandinstallation vor dem Gasteig als wahrer Menschenfänger erwies. Er wird schon geraume Zeit vor Festivalbeginn sein gemeinsam mit dem Musiker und Medienkünstler Zack Settel entwickeltes augmented reality«-Stück »BetweenTheDotsBeta« mit den Leuten vor Ort erproben. Und Nicht-Mitmachen soll dabei unmöglich sein. Daneben wird sich in diesem Mini-Festival im Festival eine Veranstaltung mit Fragen der Urbanität und des Zusammenlebens beschäftigen. Das kennt man auf dem Gelände, wo schon aufgrund des permanenten Zwischennutzungsstatus der meisten Nutzer der Gesprächsbedarf nie einschläft. Diesmal aber wird er begleitet von »Kanalmusik« und von »The Cosmic Giggle«, deren Beschreibung genau nach der wilden Mischung klingt, die auch das Wochenende zu werden verspricht. Come and connect!
Tanzwut zum Anfassen: Ceren Orans »Who is Frau Troffea?«
Der zeitgenössische Tanz gilt als schwer zugänglich. Was liegt also näher, als ihn unter die Menschen zu tragen? Bei Dance 2015 probierte das bereits Stefan Dreher mit seinem Tanzmarathon »Dancing Days«. Ceren Oran geht noch einen Schritt weiter. Die »durational performance« der Wahlmünchnerin ist nicht nur auf dem Celibidacheforum vor dem Gasteig zu sehen, sondern an allen elf Festivaltagen für je sieben Stunden an verschiedenen Orten der Stadt. Und sie knüpft an ein konkretes Ereignis an: Im Sommer 1518 ging in Straßburg eine Frau auf die Straße, hörte gar nicht mehr auf zu tanzen und »infizierte« mit ihrer »Tanzwut« oder »dancing plague« rund 400 Menschen. Nun untersucht »Who is Frau Troffea?« mit Tänzern aus Deutschland, der Slowakei, der Türkei, Israel und Kolumbien sowie Studenten der Salzburger SEAD, warum wir tanzen. Wir haben nachgefragt.
Den kompletten Artikel mit dem Interview mit Ceren Oran gibt es in unserem Kiosk, an den Verkaufsstellen und im iKiosk.
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