
Douglas Williams und Gyula Rab | © Ralf Dombrowski
Und was Igor Strawinsky so alles hat hineinpacken lassen: In bisschen »Faust« und reichlich »Don Giovanni«, eine Prise episches Theater und viel Mythenschwurbel von »Orpheus« bis zu Venus und Adonis. Außerdem, passend zur Nachkriegszeit, noch etwas Wahnsinn in der Psychiatrie. Vieles haben seine Librettisten W.A. Auden und Chester Kallman raffiniert ins Gegenteil des üblichen Klischees verkehrt. Schließlich stirbt diesmal nicht die Frau, sondern der Mann, der Teufel verliert im Glücksspiel und die Geliebte hat einen Bart. So entsteht ein konzentriert absurdes Opernspektakel, mit musikalisch postromantischem Klangbild, das in der Philharmonie von Regisseur Linus Fellbom mit pointiert reduzierten Mitteln halbszenisch mit einem kubischen Gestell als umspielter Minimalstbühne umgesetzt wird. Gyula Rab singt einen charmant naiven Tom Rakewell, Sofie Asplund eine hinreißend strahlende Anna Trulove, Douglas Williams einen zickig teuflischen Nick Shadow und Barbara Hannigan führt die Münchner Philharmoniker stammt Chor mit viel Nachdruck durch das anspruchsvolle Musikgeschehen. Das ist »A Rake’s Progress« in unterhaltsam zeitgemäßer Form, heute Abend noch einmal in der Philharmonie im Gasteig zu erleben. ΙΙ
IGOR STRAVINSKY: A RAKE’S PROGRESS
20 Uhr, Philharmonie im Gasteig
Das könnte Sie auch interessieren:
Kultregisseur Leos Carax wagt sich mit »Annette« erstmals an ein Musical. Herausgekommen ist eine tragisch-ironische Pop-Oper. Ab heute kann man sie im Kino erl...
Der ARD-Musikwettbewerb vom 2. bis 17. September feiert seine 70. Ausgabe. Und er fordert im Jubeljahr von allen viel Flexibilität. Was das heißt, berichtet Ulr...
»Musik zum Anfassen« will nicht erklären, sondern erleben lassen. Ein Konzept für Kinder, das im Hoch X ausgezeichnet funktioniert. Eine exklusive Online-Kritik...
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton