Auf den letzten Hofer Filmtagen wurde »Glück ist was für Weicheier« als »Hymne auf das Leben« gefeiert. Jetzt kommt der zweite abendfüllende Spielfilm der ebenso hochbegabten wie filmversessenen Deutsch-Rumänin Anca Miruna Lazarescu endlich in die Kinos.

Anca Miruna Lazarescu ©Jörg Reichardt

Knappe acht Jahre ist es her, da sorgte eine junge Absolventin der Münchner Filmhochschule mit ihrem Abschlussfilm für Furore. »Silent River«, ein Kurzfilm, wurde auf mehr als 300 internationale Festivals eingeladen und errang die geradezu astronomische Summe von 82 Preisen. Für die Regie zeichnete Anca Miruna Lazarescu verantwortlich. Die 1979 im rumänischen Timioara geborene und seit 1990 in Deutschland lebende Filmemacherin verarbeitete in ihren ersten Werken zunächst die eigene Geschichte. Handelte »Silent River« vonzwei Rumänen, die 1986 nach Jugoslawien fliehen wollen, dreht sich ihr Langspielfilmdebüt »Die Reise mit Vater« (Spezialpreis des Förderpreises Neues Deutsches Kino) um zwei Donauschwaben, die 1968 beschließen, gemeinsam mit ihrem kranken Vater in die DDR einzureisen. Dabei landen sie aber über Umwegen in der BRD. Sprachprobleme, finanzielle Schwierigkeiten, die notdürftige Unterbringung in einer Schulturnhalle – Lazarescus 2016 inszeniertes Werk weist frappierende Parallelen zur damaligen Flüchtlingssituation hierzulande auf und verblüfft zudem durch ein Höchstmaß an Detailgenauigkeit und Glaubwürdigkeit. Kein Wunder, dass die Deutschrumänin ausgerechnet Andrea Arnold für »ihre Unmittelbarkeit und Authentizität« und Susanne Bier für »die Komplexität und Kraft ihrer Erzählungen« zu ihren Lieblingsregisseurinnen zählt.

Ein weiterer Filmemacher, den sie sehr bewundert, stand bei Lazarescus aktueller Leinwandarbeit gewissermaßen Pate: Alexander Payne, den sie den »Meister der Tragikomödie« nennt. Denn auch Lazarescus »Glück ist was für Weicheier« ist eindeutig diesem Genre zuzurechnen, geht es darin doch um einen alleinerziehenden Vater, der nach dem Unfalltod der Ehefrau nun auch noch eine seiner Töchter zu verlieren droht. Doch die immense Schwere des Themas lässt die Regisseurin nie zur Entfaltung kommen, kontert diese stattdessen mit viel makabrem Humor und absurd-originellen Sequenzen, die von großartigen Schauspielern wie Martin Wuttke oder der erst 14 Jahre alten Neuentdeckung Ella Frey scheinbar mühelosgetragen werden. Erste Lorbeeren konnte sich Lazarescu mit »Glück ist was für Weicheier« bereits verdienen. Als Eröffnungsfilm der letztjährigen Hofer Filmtage wurde die »Hymne auf das Leben« vom Publikum gefeiert. Für die Filmemacherin selbst war es eines der »schönsten und beglückendsten Gefühle herauszufinden, dass der Film als Tragikomödie funktioniert«.

Denn es gab nicht wenige, die während der Vorführung mindestens so viel geweint wie gelacht haben. Wenn »Glück ist was für Weicheier« jetzt offiziell ins Kino kommt, dann hat Anca Miruna Lazarescu, die am 25. März ihren 40. Geburtstag feiert, bereits die nächste Stufe der Karriereleiter erklommen. Von Kollegen euphorisch als Hoffnung des deutschen Kinos ins Spiel gebracht, ist sie aber zunächst nicht vom Film, sondern von der boomenden TV-Serien-Streamingindustrie in Beschlag genommen worden. Schon 2018 drehte sie für HBO Europe und TNT Serie einige Episoden der Thriller-Serie »Hackerville«. Und aktuell steht Lazarescu gerade für ein höchst spannendes Großprojekt von Netflix, dessen Titel noch nicht verraten werden darf, hinter der Kamera. ||

GLÜCK IST WAS FÜR WEICHEIER
Deutschland 2018 | Regie: Anca Miruna Lazarescu | Mit: Ella Frey, Martin Wuttke, Emilia Bernsdorf | Kinostart: 7. Februar
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