Rettung oder Gefangenschaft? In Dennis Kellys Kammerspiel »Nach dem Ende« kämpfen Louise und Mark um die Deutungshoheit.

Seit gut einem Jahr bereichert das Zentraltheater zwischen Hauptbahnhof und Theresienwiese die verbliebene Privattheaterszene Münchens. Am 19. April hat das Bunkerdrama »Nach dem Ende« des britisch-irischen Autors Dennis Kelly dort Premiere. Seine Stücke waren auch schon am Metropoltheater (»Die Opferung von Gorge Mastromas«) und am Resi (»Die Götter weinen«) zu sehen. Kelly beschäftigt sich in seinen Dramen oft bitterböse mit moralischen Fragen der Gegenwart und lässt dabei die Grenzen zwischen Gut und Böse bis zur Totalverwirrung verschwimmen.

»Nach dem Bunker« liegt ein beliebtes Nachkatastrophenszenario zugrunde. Eine Atombombe und Terroristen haben das Ende der Welt herbeigeführt, doch das Leben geht weiter, notfalls eben im Bunker. In den hat Mark seine Bekannte Louise gerettet. Außen liegt alles in Schutt und Asche und bedeutet den Tod. Zumindest heißt es das. Oder nimmt Mark den Weltuntergang nur als Vorwand, um die von ihm angebetete Louise für sich zu behalten? Er ist nämlich schon länger ihn sie verliebt, während sie ihn kaum bemerkt. Aber jetzt gehören ihm der Bunker und das Essen. Und das nutzt er weidlich aus.

Ulf Goerke, der am Zentraltheater mit »Moby Dick« und einem reinen Frauenensemble Männlichkeitsklischees unterhaltsam dekonstruierte, inszeniert dieses Kammerspiel über die Veränderung einer Gesellschaft in Zeiten des Terrors und die Manipulation von Menschen. Sebastian Gerasch und die vielversprechende Michaela Weingartner spielen Mark und Louise in diesem Stück, in dem nie ganz klar ist, ob ein Psychopath eine Frau in seiner Gewalt hält oder ein Freund einer Bekannten einfach nur Obdach im Bunker gewährt.

NACH DEM ENDE
Zentraltheater | Paul-Heyse-Str. 28 | 19., 21., 22., 24., 25. April | 19.30 Uhr | Tickets: 089 30659486

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