In der letzten Premiere des Jahres 2017 inszeniert Lotte de Beer an der Bayerischen Staatsoper Giacomo Puccinis »Il Trittico«

Dreimal Liebe, ganz verschieden: Lotte de Beer probt »Il Trittico«| © Wilfried Hösl

Die niederländische »Operafront« gibt sich martialisch und soll das laut ihrer künstlerischen Leiterin Lotte de Beer auch sein: »Unser Name klingt kriegerisch, weil wir bereit sind, um das Existenzrecht der Oper im 21. Jahrhundert zu kämpfen: Indem wir die Geschichten der alten Meisterwerke in einer Sprache erzählen, die das Publikum von heute versteht. Indem wir die Geschichten von heute in Opern erzählen, die wir speziell für sie erschaffen werden. Und indem wir eine Generation von Opernmachern versammeln, die ihre Zeitgenossenschaft ernst nehmen.«

Inwieweit der Regisseurin die Umsetzung ihres Manifests gelingt, kann das Münchner Opernpublikum ab dem 17. Dezember prüfen. In der letzten Premiere der Bayerischen Staatsoper 2017 inszeniert die als beste Newcomerin geehrte Gewinnerin des Internationalen Opernpreises 2015 Giacomo Puccinis »Il Trittico« neu. Meist bieten Opernaufführungen dem Publikum drei emotionsgeladene Akte, voll tragischem Schmerz, mit lyrischem Herz oder auch heiterem Terz. Der italienische Komponist dagegen schöpfte 1918 die affektive Palette der Oper als Kraftwerk der Gefühle in seinem Triptychon aus drei Operneinaktern in unterschiedlichen Szenerien aus: Das tragische Element erfüllt »Il tabarro«, wo sich Giorgetta nach dem Verlust ihres Kindes mit Luigi tröstet, bis ihr Gatte Michele ihn erwürgt und unter seinem titelgebenden Mantel versteckt. Auch die ins Kloster verbannte Adelige Suor Angelica hat im lyrischen Teil des Triptychons ein Kind verloren, dem sie erst im Tod wiederbegegnen kann. Grotesk im
Stile der Opera buffa ist dagegen das Sujet um den hochstapelnden Erbschleicher Gianni Schicchi, den Puccini mit viel Witz als koboldhaften ›folletto‹musiktheatral überzeichnete.

Verbunden werden die Geschichten durch die Großnarration von der Unvollkommenheit des Menschen und unsere Unfähigkeit im Umgang mit dem Tod, Schlüsselmomente im ewigen Kreislauf der Geschichte, die Lotte de Beer als »Zeittrichter« inszeniert. Bernhard Hammer entwarf einen schwarzen, nach hinten sich verjüngenden Raum, der einen abstrakten Rahmen für audiovisuelle Prozessionen durch die Zeit erlaubt. Konkrete Kostüme und Requisiten illustrieren den Weg vom 21. Jahrhundert bis zurück ins Mittelalter und weiten den Blick für die ewig wiederkehrenden Themen, wie es die Opernregisseurin für ihre Disziplin fordert: »In einer säkularen Gesellschaft könnte die Kunst die wichtigen Lebensfragen zentralisieren, die individuellen Gefühle in einen größeren Zusammenhang stellen, Grenzen überschreiten, um sie aus
einer relevanteren Perspektive neu zu definieren.«

Neben Lotte de Beers Inszenierung dürfen sich Opernfreunde in München nicht nur auf hochkarätige Solisten freuen, sondern auch auf den Chor der Bayerischen Staatsoper und das Bayerische Staatsorchester unter Kirill Petrenko, dessen Abgang zu den Berliner Philharmonikern unweigerlich näher rückt. Wer keine Karten mehr ergattert, kann sich trösten: Die bereits ausverkaufte Premiere wird live auf BR Klassik übertragen. ||

IL TRITTICO
Nationaltheater | 17., 20., 27., 30. Dez., 16. Juli
18 Uhr | 23. Dez., 14. Juli| 19 Uhr | 1. Jan.| 17 Uhr
Tickets: 089 2185 1903 | www.staatsoper.de

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