Unsere Theaterredakteurin Christiane Wechselberger hat drei Tipps aus der regen Münchner Szene für Sie!

3., 4. Okt.
Reenactment: Sportchor
Einstein Kultur | Einsteinstr. 42 | 20 Uhr | Tickets: theatertutweh@gmx.de | 089 416173795

Im Theater wird ja gerne etwas nachgespielt, in der Regel aus dem richtigen Leben oder aus der Vorstellung des Autors vom richtigen Leben. Beim Reenactment wird auch nachgespielt, und zwar etwas, was im Theater schon mal gespielt wurde. »Reenactment: Sportchor« hat also nichts mit dem traumatischen Sportunterricht in der Schule zu tun. Die Studiobühne der LMU nimmt sich vielmehr den Sportchor aus Einar Schleefs legendärer Inszenierung von Elfriede Jelineks »Sportstück« vor. Ein berühmtes Stück Theater, das den Theaterwissenschaftsstudenten auf Filmaufnahmen nicht live genug erscheint. Also gehen sie her und stellen die Chorszene nach, die Boxerbewegungen der Darsteller, ihren Kampf mit dem und durch den Text, um die Spannung der Szene fühlbar zu machen. Das Ganze im Rahmen einer Masterarbeit – Wissenschaft meets Praxis.

6., 7. Okt.
Das kommende Verschwinden
Schwere Reiter/Pathos Atelier | Dachauer Str. 112/114 | 15 Uhr | Tickets: www.pathosmuenchen.de | 0152 05435609

Sebastian Blasius | © Jana Mila Lippitz

Sebastian Blasius bastelt auch gern Theaterabende, die wie Magisterarbeiten aussehen, und hat sich ebenfalls dem Reenactment verschrieben. Das ist diesmal ein Preenactment, denn er nimmt eine fiktive Konferenz im Jahr 2045 voraus, die retrospektiv auf heutige Krisen und globalen Transformationsprozesse schaut und in der über ausgebliebene Chancen, gegenwärtige Probleme und künftige Lösungsansätze diskutiert wird.

Wie in einer Ausstellung können die Zuschauer von 16 bis 22 Uhr der fiktiven Konferenz beiwohnen, immer wieder raus- und reingehen und sich vorher die Denkmäler von sechs Künstlern anschauen, die den Opfern der vorgestellten Dystopie gewidmet sind.

Die beschreibt im Prinzip, was passieren würde, wenn rechte Betondeppen politisch das Sagen hätten. Europa hat sich abgeschottet, Terrorismus ist ein Alltagsphänomen, die Digitalisierung hat die Hälfte der Menschen arbeitslos gemacht, eine neoliberale Gewinnerclique sich in Gated Communities zurückgezogen. Ob die fiktiven Konferenzteilnehmer diesem Depressionsszenario eine Utopie entgegenhalten können, wird sich zeigen. Ob die interdisziplinäre Arbeit an den Grenzen von wissenschaftlichem Symposium, Theateraufführung und Bildender Kunst ästhetisch überzeugende Momente entwickeln kann, auch.

Außerdem:

Vita & Virginia
Mathilde Westend | Gollierstr. 81 | 20 Uhr | Tickets: mathilde.westend@gmx.de
21., 23., 26., 27., 30. Sep., 4., 5., 16., 17. Okt.
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