Am 20. Oktober eröffnet die neue Intendantin Andrea Gronemeyer die nächste Saison der Schauburg.

Andrea Gronemeyer stellte ihre Pläne für das Theater der Jugend vor © Fabian Frinzel

Eine Ära geht zu Ende, eine neue beginnt im Herbst. In den 27 Jahren der Intendanz von George Podt und seiner Frau Dagmar Schmidt als Chefdramaturgin (siehe Porträt S. 25) galt die Schauburg unumstritten als führendes Kinder- und Jugendtheater Deutschlands. Im September tritt Andrea Gronemeyer die Nachfolge an. Man muss dem Kulturreferenten Hans-Georg Küppers danken, dass er bei seiner Intendantenwahl dem Haus nicht wie vor drei Jahren den Kammerspielen einen völligen Paradigmenwechsel verordnet hat. Andrea Gronemeyer ist eine hochrenommierte Kinder- und Jugendtheatermacherin. Im April erhielt die 54-Jährige den Preis des Netzwerks Assitej für ihre Verdienste um das Musiktheater für Jugendliche, 2014 wurde sie mit dem FAUST-Theaterpreis für Regie ausgezeichnet. Intendanz-Erfahrung hat sie zur Genüge: Sie leitete dasKölner Comedia Theater, danach das Junge Nationaltheater Mannheim, wo sie in 15 Jahren die Bereiche Junge Oper, Junger Tanz und Junge Bürgerbühne etablierte.

Das Neben- und Miteinander der Sparten ist ihr wichtig, auch wenn das Sprechtheater Zentrum ihres Programms bleiben soll. Tanz- und Musiktheater – das gab es an der Schauburg auch bisher. Nicht alles wird neu erfunden, aber wohl strukturell enger eingebunden. Neu sind zwei Schwerpunkte: Produktionen für Kleinkinder ab 2 Jahren sowie das Studio Lab als Workshop-Zentrum. Partizipation ist für die neue Intendantin ein Schlüsselwort: »Über die Teilhabe der Kinder lernen wir selbst als Künstler auch viel.« Um Theater für Menschen von 2 bis 21 Jahren zu machen, muss man sehr altersdifferenziert denken: »Was für ein Kind mit 2 gut ist, stimmt für eines mit 3 vielleicht schon nicht mehr.« Und einen 12-Jährigen muss man anders ansprechen als einen 16-Jährigen. Also lauter kleingesplitterte Zielgruppen. Um mit speziell geschneiderten Angeboten alle zu erreichen, bringt Gronemeyer Fachleute mit theaterpädagogischer Erfahrung aus Mannheim mit.

Die Betonung im Namen Schauburg liegt künftig auf der Burg: Küppers nannte Gronemeyer schon die neue Burgfrau. Die Hauptbühne heißt künftig Große Burg, das bisherige Bistro wird zur Spielstätte Kleine Burg umgebaut. Das klingt trutzig abweisend, weshalb Gronemeyer betont, wie wichtig das Schauen sei. Aber ohne Schauen-Wollen geht man eh nicht ins Theater. Das Studio unterm Dach (3. Stock ohne Lift!) wird zum Studio Lab für die Workshops, in denen Jugendliche selbst Kunst gestalten sollen. Die Gastronomie zieht umins umgebaute Foyer.

Podt und Schmidt haben Gronemeyer ein nobles Abschiedsgeschenk gemacht: Sie verzichteten auf ein Abschlussfestival und überließen ihr den dafür bewilligten Etat von 30 000 Euro. Und räumen das Haus bereits Ende Juni, um mehr Zeit für die Umbauten zu lassen. Vom 20. bis 22. Oktober präsentiert das neue Team eingroßes Eröffnungswochenende mitden ersten vier Premieren, Führungen durchs Haus und Speeddatings mit den Mitarbeitern. 18 Produktionen plant Gronemeyer für die Spielzeit 2017/18: fünf Uraufführungen, drei Premieren und zehn Übernahmen aus Mannheim, darunter zwei Koproduktionen mit Theatern aus Indien und Ägypten. Das Spielzeit-Thema heißt passend zum Leitungswechsel »Übergänge und Wandel«. Jeden Übergang von einem Lebensalter ins nächste begleiten Neugier und Angst, darum solles gehen. Neugierig sind wir, Angst müssen wir hoffentlich nicht haben vor der kommenden Ära.

Die Abschiedsträne wischt man sich am besten weg bei der Lektüre des wunderbaren Erinnerungsbuches »Feuer entfachen statt Fässer füllen«, in dem George Podt und Dagmar Schmidt ihre Arbeit und ihr Theatercredo lebendig zusammenfassen, mit vielen Fotos unvergesslicher Inszenierungen und einer Auflistung aller Produktionen (erhältlich für 5 Euro an der Schauburg-Kasse). ||

DAS MÄRCHEN VOM FLIEGENDEN HOLLÄNDER
Letzte Premiere vor der Sommerpause | Schauburg| 15.–18. Juni
19.30 Uhr | Tickets: 089 23337155 | Wiedereröffnung 20.–22. Okt. | Karten ab 11. September

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