Wer wird Kulturreferent? Nachdem der glücklose Florian Roth das Amt nicht antreten wird, geht der Besetzungszirkus von vorn los.
Wer wird Münchens neuer Kulturreferent?
Das grüne Loch
- Max Reinhard (1935 – 1945) | © D. Fuchsberger, Münchner Stadtarchiv
- Walther von Miller (1949 – 1956) | © BY-SA
- Herbert Hohenemser (1956 – 1976) | © BR
Die Besetzung der Stelle des Kulturreferenten ist mehr als eine Personalfrage. Bei der Besetzung des Referentenposten geht es auch um das Ansehen der Kultur in München. Wie beliebig, unsachlich oder pragmatisch bis visionär die Personalfrage entschieden wird, spiegelt den Stellenwert, der der Kultur in München beigemessen wird. Anlass, sich das Referat genauer, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, anzusehen.
Das Kulturreferat
Zuständigkeiten des Kulturreferats
Die Informationsquellen der Landeshauptstadt München (Stadt München; Kulturreferat kompakt) verraten: Das Kulturreferat ist ein Referat der Stadtverwaltung und zuständig für Kunst- und Kulturförderung, von der so genannten Hochkultur über die Freie Szene bis zur kulturellen Bildung. Das Kulturreferat soll die Kultur- und Kunstschaffenden in München finanziell, praktisch und ideell fördern. Für seine Ausgaben verfügt das Kulturreferat über ein Gesamtbudget von ca. 154.700.000 Euro (Stand 2025).
Im Kulturreferat arbeiteten 2024 1.150 Menschen, in den städtischen Kultur-GmbHs, die ebenfalls dem Kulturreferat unterstehen, 991 Personen, insgesamt also 2.141 Angestellte. Der Kulturreferent ist zuständig für die städtischen Bildungseinrichtungen wie Münchner Stadtbibliothek und Volkshochschule; die städtischen Museen, Sammlungen und Galerien (Jüdisches Museum, Kunstarkaden, Lothringer13, Maximiliansforum, Artothek, Stadtmuseum, Villa Stuck. Rathausgalerie, Lenbachhaus, Valentin-Karlstadt-Musäum); die städtischen Theater (Kammerspiele mit Schauburg und Otto-Falckenberg-Schule, Volkstheater, Deutsches Theater); die Münchner Philharmoniker, das Kreativquartier, der Gasteig, das Künstlerhaus Villa Waldberta für internationale Stipendiaten und für das NS-Dokumentationszentrum. Außerdem wird die Stadtteilkultur mit derzeit 28 kulturellen Zentren gefördert. Damit soll allen Münchnerinnen und Münchnern die Teilhabe an Kultur und Kunst ermöglicht werden.
Wer und was macht es dem Kulturreferat schwer?
- Jürgen Kolbe (1976 – 1988) | © Volker Derlath (8)
- Siegfried Hummel (1988 – 1998)
- Julian Nida-Rümelin (1998 – 2001)
Das Kulturreferat ist ein sehr kleines Referat im Vergleich zu den anderen Referaten. Nice to have, aber nicht so wichtig in den Augen vieler Kommunalpolitiker, die ihre eigenen Themen in ihren jeweiligen Referaten durchsetzen wollen, bevor über Kunst und Kultur nachgedacht wird. Außerdem hängen an vielen Entscheidungen, gerade wenn es um Räume oder Sanierungen geht, auch andere Referate, wie das Baureferat oder das Kreisverwaltungsreferat, Sozialreferat oder Kommunalreferat. Wenn dort Entscheidungen und Befugnisse ausgesessen oder verschleppt werden und lange über Prioritäten gestritten wird, wirkt sich das negativ auf drängende Maßnahmen in der Kultur aus.
Was macht der Kulturreferent?
- Lydia Hartl (2001 – 2007)
- Hans-Georg Küppers (2007 – 2019)
- Anton Biebl (2019 – 2025)
Der Kulturreferent wird in der Regel als berufsmäßiger Stadtrat im Münchner Stadtrat für sechs Jahre berufen. Er ist der Chef von derzeit 2.141 Personen. Ob er eher im Sinne der Kulturschaffenden oder im Interesse der Verwaltung agiert, ist Typfrage. Ein grundsätzliches und vertieftes Interesse an Kultur und die Bereitschaft, sich ein inhaltliches Verständnis für alle Kunst- und Kulturbereiche anzueignen, sollte eine Grundvoraussetzung für das Amt sein, ebenso wie Argumentationsstärke, Durchsetzungskraft, Frustrationstoleranz und Geduld. Für die Wahl des Kulturreferenten ist nicht das Personalreferat zuständig, sondern das Direktorium des Oberbürgermeisters. Eine Wiederwahl ist zulässig. Der Referent hat ein Jahresgehalt von ca. 150.000 Euro.
Den kompletten Artikel mit historischem Rückblick finden Sie ab heute in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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