Unsere ARD-Korrespondentin Katja W. Zimmermann macht sich Gedanken über die Selbstauflösung der ehemals besten Rundfunkanstalt der Welt und hat ein paar gewagte Ideen, wie man sie ganz einfach beheben könnte.

Kultur in der ARD

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Jetzt ist es schon wieder passiert: Nachdem im letzten Jahr der BR seine Kulturformate im Radio allesamt abschaffte und das in Trump’-scher Manier frech lügend als »Stärkung der Kulturberichterstattung« anpries, hat jetzt der WDR nachgezogen. Die beiden Kultursendungen »Kultur am Mittag« (WDR 3) und das traditionsreiche »Scala« (WDR 5) sind verschwunden. Stattdessen gibt es eine Sendung mit dem immer schon bescheuerten TV-Titel »Westart«, die dann einfach noch einmal wiederholt wird. »Crossmediale Markenführung« heißt das im Unternehmensberater-Nullsprech, der jetzt bei den Rundfunkanstalten das Sagen hat. Wie es sich in der transatlantischen Politik und im Jahr zuvor beim BR bewährt hat, wo fast nur noch wiederholt wird, bezeichnet man die Kürzung mit einer dreisten Lüge als »Ausbau des Angebots«. Im Lande BRD macht sich eine Kulturfeindlichkeit breit, die sich kapitalistisch als Sparzwang tarnt – für die Menschen, die so etwas beschließen, z. B. für die fünf höchsten Angestellten des WDR, hat der Sender bis 2022 allein 16,4 Millionen Euro an Rückstellungen für deren Rentenzahlungen und also nicht ins Programm gesteckt. Nein, ums Geld kann es beim bundesweiten Kahlschlag bei der Kulturberichterstattung nicht gehen, denn die Kulturberichterstattung ist im Vergleich zu allen anderen Sendeinhalten eher billig. Die kahlschlagende Programmdirektorin der ARD, Schäuble-Tochter Christine Strobl, verzichtet konsequent schon auf einen eigenen Programmkoordinator Kultur. Was sollte er auch koordinieren?

Schöner Wahn

Aber – Achtung Ironie – es gibt Hoffnung: Allein mit den freigestellten oder geschassten und fürs Nichtstun bezahlten Mitarbeiter/innen der ARD aus dem Bereich Kultur könnte das »Münchner Feuilleton« einen eigenen, neuen Kultursender aufbauen. Viele der »festen Freien« beim BR bekommen inzwischen jährliche »Ausgleichszahlungen«, also Geld dafür, dass sie keine Kulturdokus mehr machen können. Sie würden ihr Wissen und Können sicher gerne für einen neuen Kultursender verwenden. Für die Leitung gäbe es auch kostenneutrale Ideen: Hier böte sich eine Weiterbeschäftigung der Ex-RBB-Intendantin Frau Schlesinger an, die beim NDR schon einmal die Kulturabteilung leitete und der nach derzeitigem Stand der Gerichtsverfahren ein monatliches Honorar von 18.300 Euro fürs Nichtstun zusteht.

Katja W. Zimmermann über fragwürdige Personalentscheidungen bei »ttt«

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