Vor fünf Jahren gelang Regisseur Burhan Qurbani mit »Berlin Alexanderplatz«, seiner Adaption von Alfred Döblins gleichnamigem Roman, der Durchbruch. Im Interview erzählt er, wie er in seinem neuen Film »Kein Tier. So Wild.« William Shakespeares »Richard III.« ins Berlin der Gegenwart verlegt – und die Hauptfigur in eine syrische Einwanderin verwandelt.
Kein Tier. So Wild.
»Shakespeare haut immer den ganzen Subtext auf den Tisch«

Burhan Qurbani | © Malik Vitthal
KEIN TIER. SO WILD.
Deutschland 2025 | Regie: Burhan Qurbani | Buch: Enis Maci, Burhan Qurbani | Mit: Kenda Hmeidan, Verena Altenberger, Hiam Abbass | 142 Minuten | Kinostart: 8. Mai | Website
MF: Herr Qurbani, wie ist die Idee zu »Kein Tier. So Wild.« entstanden?
Burhan Qurbani: Das war 2020, kurz nach der Premiere von »Berlin Alexanderplatz«. 2020 lief er bei der Berlinale, einen Monat später kam der Lockdown. Ich bin in ein ziemliches Loch gefallen, saß zu Hause und wusste nichts mit mir anzufangen. Auf Social Media bin ich dann auf ein Bild von vier offensichtlich arabischen Mädchen gestoßen, mit Kopftüchern und in einer Wüstenlandschaft, die Theater gespielt haben. So wirkte es zumindest auf mich, sie waren geschminkt und hielten eine goldene Krone in den Händen. Ich dachte sofort an Shakespeare, für mich war völlig klar, dass sie da »Richard III.« interpretierten. Und dieses Bild gab die Initialzündung. Es taucht auch im Film auf, gleich zu Beginn.
Haben Sie eine besondere Beziehung zu diesem Stück?
»Richard III.« ist mein liebstes Stück von Shakespeare, die Hauptfigur mag ich sehr. Er ist der ultimative Außenseiter, und als Mensch mit afghanischer Herkunft habe ich mich mit denen immer schon identifizieren können. Richard habe ich also sofort verstanden, diesen zu spät geborenen, körperlich beeinträchtigten Mann, der sich so sehr wünscht, auf den Thron zu kommen. Die Figur des radikalen Freigeistes hat sich in all meine bisherigen Filme geschmuggelt. In »Berlin Alexanderplatz« war es Albrecht Schuch als Reinhold, in »Wir sind jung. Wir sind stark.« war es Robbie, gespielt von Joel Basman. Sie alle handeln vom Fremden in der Fremde. In »Kein Tier. So Wild.« rücke ich die Figur dieses Außenseiters jetzt erstmals in die Mitte.

Aus Richard wird Rashida (Kenda Hmeidan) | © Lukasz Bak, Port au Prince Pictures
Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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