Cornelia Zetzsche im Gespräch mit dem Schriftsteller David Grossman über die »Lage« Israels und in Nahost.

David Grossman im Interview

»Ich sehe keinen anderen Weg«

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David Grossmann | © Claudio Sforza

DAVID GROSSMAN: FRIEDEN IST DIE EINZIGE OPTION
Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer und Helene Seidler
Hanser, 2024 | 64 Seiten | 10 Euro

David Grossman ist einer der führenden Intellektuellen Israels. Seit Jahrzehnten wirbt der vielfach preisgekrönte Schriftsteller um Frieden zwischen Israel und Palästinensern. »Frieden ist die einzige Option« heißt sein jüngstes Buch mit Reden und Aufsätzen. Es erschien, übersetzt von Anne Birkenhauer und Helene Siedler, bei Hanser. Im Dezember erhielt der Geschwister-Scholl- und Friedenspreisträger den Heinrich-Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf und den Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung in Hamburg. Im November, Donald Trump war gerade gewählt, sprach Cornelia Zetzsche mit David Grossman in München vor seinem Auftritt im NS-Dokumentationszentrum.

Lange galt Israel als demokratische Insel im arabischen Meer, Zuflucht und Heimstatt für alle Juden, mit unbesiegbarem Militär. Bis zum 7. Oktober 2023, dem Blutbad von HamasTerroristen, bei dem über 1000 Menschen getötet, 4600 verletzt und mehr als 200 verschleppt wurden. Eine Katastrophe, die einen Krieg auslöste. Heute liegt Gaza in Trümmern. Bomben und Hass überziehen Israel und Gaza. Die Raketen gehen bis in den Libanon, nach Iran und Syrien. Wie reagieren Sie auf diese Situation?
Das wesentliche Gefühl ist Trauer. Noch vor aller Wut, vor Rachsucht ist es Trauer, denn wir leben in einem Trauma und verstehen, dass sich unser Traum, unser Leben dramatisch ändern wird. Man redet mit den Leuten, aber sie sprechen nicht, sie seufzen. Die Besuche beim Psychologen sind um, glaube ich, 30 oder 40 Prozent gestiegen. – Ich habe nicht aufgehört zu glauben, dass Frieden der einzig mögliche Weg ist, denn was ist die Alternative? Noch mehr Blut, noch mehr Leid, noch mehr Verletzungen an Geist und Körper? Ich sehe keinen anderen Weg, als zu lernen, Seite an Seite zu leben, nicht mit großer Liebe, nicht mit Leidenschaft füreinander, aber dennoch zu verstehen, dies ist die Realität, die uns auferlegt wurde. Der Fehler von Leuten wie mir war vielleicht, dass wir zu rational dachten. Wir dachten, wenn die Palästinenser ihr Land und ihre Würde bekommen, wie sie es sollten, werden sie Schritt für Schritt den Weg des Terrorismus aufgeben. Viele von ihnen haben diese Brutalität und Gewalt aufgegeben, aber zu viele leben noch immer in einer Sprache des Hasses und des Fundamentalismus.

Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


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