Jeder wünscht sich ein Dach über dem Kopf: Touristen, Obdachlose, Studenten. Aber einfaches Wohnen in München ist kaum mehr möglich. Dafür entstehen, wohin man blickt, neue Gewerbeflächen.

Wohnen in München

Dann zieh doch ins Hotel!

wohnen in münchen

In der Studentenstadt in Freimann hat bogevischs büro das Haus Nr. 11 generalsaniert. Jetzt ist es blau und heißt »Sophie-Scholl-Haus«. Dahinter die unrenovierte leere Version, die wohl erst Ende des Jahrzehnts neu vermietet wird © Rainer Taepper Architekturfotografie

Während das Wohnen in München entweder unbezahlbar oder gar nicht mehr möglich ist, werden vielerorts Leerstellen im Stadtgebiet mit Gewerbeprojekten bebaut. Oder Wohnhäuser werden geräumt, um dann jahrelang zu verfallen. Warum ist das so? Wo Wohnraum vorhanden wäre, wie in der Studentenstadt, stehen über 1000 Wohnungen leer, weil der Freistaat seit Jahren die Sanierungskosten scheut. 40 Prozent Leerstand gibt es auch in den selten ausgebuchten 459 Hotels und Pensionen der Landeshauptstadt, die zunehmend das Stadtbild prägen. Das sind 37 800 freie Betten. Weshalb wird diese Ressource nicht den Münchnerinnen und Münchnern zur Verfügung gestellt? Andy Warhol und die Popszene der 1960er Jahre des letzten Jahrhunderts haben es mit dem Chelsea Hotel in New York vorgemacht, Udo Lindenberg lebt seit 28 Jahren im Atlantic in Hamburg. Ein Rat für jeden, der in München keine Wohnung findet: Dann zieh doch ins Hotel!

Hotels, Hotels, Hotels …

Weshalb werden in der Innenstadt so viele Hotels gebaut und kaum Wohnungen? Sind der Politik (dem Stadtrat) die Gäste wichtiger als die eigene Bevölkerung? Reichen München nicht die vorhandenen 94 600 Hotelbetten angesichts einer momentanen Auslastung von lediglich 60 Prozent?

In der Coronapandemie hat sich die Zahl der Übernachtungen von 18,3 Millionen im Jahr 2019 auf sieben Millionen im Jahr 2020 mehr als halbiert. Dank des Supersommers ist im vergangenen Jahr die Zahl wieder auf 16 Millionen angestiegen. Allein im August gab es 1,8 Millionen Hotelübernachtungen, ein Rekord, seit diese Zahlen erfasst werden. 2020 eröffnete das Do & Co mit 30 Zimmern über der Bayern München World zwischen Rathaus und Dom. Aber nicht nur die Altstadt, auch die Silhouette Münchens wird inzwischen von Hotels geprägt: Im Norden überragt das 20-geschossige H2 Hotel mit 465 Zimmern den Olympiapark. Als höchster Hotelturm Münchens dominiert im Osten das 24 Etagen hohe Adina das Werksviertel mit Restaurant und Swimmingpool im 15. und 16. Geschoss. Die 179 Studios sitzen auf dem Wombats City Hostel mit günstigen 500 Betten in Mehrbettzimmern. Wer von Schwabing aus den Alpenblick von der Rooftopbar über den 277 Zimmern und Suiten genießen will, ist im Andaz an der Leopoldstraße gut aufgehoben.

2023 sind 718 Zimmer und Suiten in der Landeshauptstadt entstanden. 2024 und 2025 kommen nochmal 874 Zimmer dazu. Sind Befürchtungen berechtigt, dass auch in Zukunft Hotelbetten wertvollen Wohnraum verdrängen? »In den Jahren 2022 und 2023 wurden in München weniger als fünf reine Hotelneubauten genehmigt, während über 17 200 Wohneinheiten genehmigt wurden«, kontert das Planungsreferat. Dabei ist nicht zu unterschlagen, dass die jüngst fertiggestellten Hotels, vor allem im Luxussegment in der Innenstadt, einen wesentlich höheren CO 2-Footprint aufweisen als Wohnungen.

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Verführerisch leuchtet München vor allem in der Nacht, wie hier am Stachus: Der künftige Königshof bietet betuchten Gästen schon bald vor allem eine gute Aussicht auf die innerstädtischen Baustellen | © Rendering: Nieto Sobejano Arquitectos

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