Die Jazzwoche Burghausen wagt in ihrer 53. Ausgabe wieder mehr Jazz. Das könnte eine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln werden.

Jazzwoche Burghausen 2024

Neu bewährt

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Ana Carla Maza, Star des Latin-Jazz am Cello © Cristobal Alvarez

Vier Jahrzehnte lang war Christian Muthspiel als Jazzposaunist weltweit unterwegs. Und dann sollte es mit der Posaunistenkarriere plötzlich vorbei sein? Nun, für manchen Vollblutmusiker klänge das nach Weltuntergang. Aber der Bruder des österreichischen Jazzgitarristen Wolfgang Muthspiel empfand diesen Schritt 2019 als »große Befreiung«. Denn seitdem hat er mehr Zeit für das Komponieren und Dirigieren. Seine Überzeugung: Nur wenn man eine Türe schließt, kann man eine andere öffnen. Was diese andere Türe ist, lässt sich am 14. März bei der 53. Ausgabe der Internationalen Jazzwoche Burghausen erleben. Dort präsentiert der 61-Jährige mit seinem 17-köpfigen Jazzorchester »Orjazztra Vienna« das neue, wunderbare Album »La Melodia Della Strada«, das von den Filmen Federico Fellinis inspiriert ist.

Neue Türen aufzustoßen, darum ging es immer auch bei der Jazzwoche Burghausen, die heute das älteste kontinuierliche Jazzfestival in Europa ist. In den letzten Jahren hießen diese Neuerungen zuweilen Rock, Dance-Pop und Weltmusik. Was den Veranstaltern durchaus Kritik einbrachte. Weil es dem Festival ein Stück weit das Profil nahm, für das jahrzehntelang der Münchner »Jazzprofessor« Joe Viera gesorgt hatte. Die Gründe für den Wandel? Nun, ein Aspekt dürfte einfach sein, dass sich große Zugpferde, die ein kleines A-Festival braucht, im Jazz nicht immer finden lassen. Das zeigt sich auch daran, dass mit Ron Carter der große Name der aktuellen Ausgabe bereits zum vierten Mal in Burghausen ist. Was aber nicht heißt, dass sich das Konzert des legendären, extra dafür aus den USA einfliegenden Jazzbassisten und seines Foursight-Quartets am 13. März nicht lohnen würde.

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Der Sänger und Gitarrist Keziah Jones spielt Blufunk mit Wurzeln in Nigeria © Kelechi Amadi Obi

Im Vorprogramm von Carter tritt die Gewinnerband des 14. Burghauser Nachwuchs-Jazzpreises auf, dessen Finale am 12. März das Eröffnungskonzert bildet. Der Wettbewerb hat sich über die Jahre zu einem der beliebtesten Events des Festivals entwickelt, schon deshalb, weil das Mitfiebern mit den Finalisten auch das Publikum in Atem hält. Der Jazz-Nachwuchs liegt den Burghausern also weiterhin am Herzen, was etwa der Auftritt der preisgekrönten, britischen Trompeterin Laura Jurd im Vorprogramm von Christian Muthspiel zeigt. Oder auch der Konzertnachmittag mit Phalanx, Emma Rawicz und SiEA am 17. März. Der Auftritt von Keziah Jones (15. März) und der Bluesnachmittag mit Justina Lee Brown und D.K. Harrell am Samstag (16. März) stehen für eine weitere Traditionslinie, die mit Soul und erdigen Sounds in die Halle lockt. Geballte Frauenpower gibt es am Samstagabend mit dem Vokalquartett Of Cabbages And Kings, der Monika Roscher Bigband im Stadtsaal und dem Ana Carla Maza Quartet in der Wackerhalle. Zu Ohren bekommt man dabei Folk, Pop, Elektronik, Samba, nicht nur Jazz. Dafür erlebt man überall das, was Joe Viera am Jazz schon immer schätzte: musikalische Freiheit und Offenheit. ||

53. INTERNATIONALE JAZZWOCHE BURGHAUSEN
Wackerhalle u.a. | Burghausen | 12.–17. März | verschiedene Zeiten | Tickets: 08677 91646333 | Website

Weitere Vorbericht finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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