Für seine Herbsttournee lädt Joshua Redman die Sängerin Gabrielle Cavassa in die Band. Eine feine Ergänzung

Joshua Redman & Gabrielle Cavassa

Die neue Stimme

joshua redman

Jazz-Moderne I: der Melodienmeister Joshua Redman © Ralf Dombrowski

»Wenn ich Musik mache, versuche ich so ehrlich, kreativ und wahrhaftig zu sein, wie es nur geht«, sagt Joshua Redman über sein Verständnis als Künstler. Der 54-jährige Saxofonist zählt in der Jazzszene zu den renommiertesten seines Instruments. Jetzt ist er mit seinem Quartett in Europa auf Tour. Sein aktuelles Album trägt als Titel eine Frage: »Where are we?« Wählte man von den 13 Stücken, die da aufgenommen sind, »Streets of Philadelphia«, müsste man im ersten Moment denken, Bruce Springsteen, der die Nummer einst komponiert hat, wäre im Original näher an dem dran, worum es geht. Eine verlorene Liebe oder doch nicht ganz? Die fahle, etwas verhohlene Farbe in der Aufnahme des Rockstars, klingt ein bisschen passender zum Text als die weich gezeichneten Gitarrenklänge, mit denen die Redman-Band beginnt. Aber dann kommt dieser einsame Sound in der Stimme von Gabrielle Cavassa, der die Botschaft emotional auf den Punkt bringt. Gefolgt von einem Saxofonsolo von Redman, das ein beachtliches Können zeigt.

Hier sind zwei kongeniale Musiker zusammengekommen. Vor zwei Jahren hat Cavassa in Newark, New Jersey, die Sarah Vaughan International Jazz Vocal Competition gewonnen. Sie gilt unter Kennern als »Diva«-taugliche Talentschmiede. Bei dem Titel »Manhattan« ist es übrigens genau umgekehrt wie bei »Streets of Philadelphia«. Erst kommt ein Intro in neu tönend geradem Beat fernab von jedem Easy-Listening-Jazzarrangement, danach wandelt sich der Song, den Redman mit Gitarrist Peter Bernstein spielt, in heitere Swing-Gefälligkeit, ohne dabei anbiedernd zu wirken. »Where we are?« ist sicher keine schlechte Frage als Titel für dieses Album, das Klischees bedienen mag, sie aber immer wieder bricht und in Frage stellt. Den Titel gibt es übrigens auf dem Album gar nicht als Song. Stattdessen einen Song mit dem Titel »Where are you?«. Gute Antwort auf »Streets of Philadelphia«, wo sie, die Verlorene, genau so nach ihm fragt, pointiert in der Stimmung getroffen von Cavassa.

Und bei dieser Komposition ist für Redman ein feines Latin-Timbre angesagt, das auch wieder nicht zu sehr vor Sehnsucht strotzt. Understatement ist hier zu vernehmen, für das sich auch der Livebesuch im Münchner Prinzregententheater lohnen dürfte, wenn Redman mit Quartett und Gabriela Cavassa als Gast Station machen. ||

JOSHUA REDMAN QUARTET
Prinzregententheater | 14. Nov. | 20 Uhr | Tickets: 089 54818181

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