Sportler im antiken Olympia: Ein Ausstellungsprojekt von 1972 und seine Nachwirkung im Abgussmuseum.

Antikes Olympia im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke

Diskuswerfer und Allkämpfer

Olympia

Münchner Abguss der sog. Florentiner Ringergruppe (röm. Kopie nach einem griechischen Original des 3. Jh. v. Chr.) | © Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke, Foto: Roy Hessing

Schon vor über 2500 Jahren gab es sportliche Wettkämpfe im antiken Griechenland. Sie fanden zu Ehren von Zeus in Olympia statt oder im Rahmen von Trauerfeierlichkeiten, dienten aber auch der militärischen Ertüchtigung junger Männer. Die olympischen Spiele in München 1972 erinnerten in der großen Ausstellung »100 Jahre deutsche Ausgrabung in Olympia« im Deutschen Museum daran und ließen, weil die Originale nicht auf Reisen gehen durften, jede Menge Abgüsse oder Kopien der antiken Darstellungen von Sportlern und anderer Objekte herstellen, die im Zusammenhang stehen mit den Wettkämpfen und dem Zeus-Kult.

Zum Großteil gelangten sie danach in das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München, kurz Abguss-Sammlung oder Abguss-Museum genannt. Sie erweiterten die damalige Sammlung von nur 100 Exponaten um fast dieselbe Anzahl, also wiederum 100 neue Abgüsse, da fast alle der etwa 2400 Objekte des 1869 gegründeten Museums,damals noch am Hofgarten gelegen, bei einem Bombenangriff 1945 verloren gingen. Sie kosteten seinerzeit nur 70 000 DM und warenbisher in die Dauerausstellung integriert. Jetzt sind sie in der Eingangshalle prominent zusammengefasst, rund um ein Modell aus dem Jahr 1960 von Alfred und Eva Mallwitz mit der Rekonstruktion des Komplexes in Olympia mit Zeustempel, den Wettkampfstätten, der Werkstatt des Phidias und Thermen. Es wurde vor der Aufstellung 1972 in München restauriert und ist nun – 1980 ergänzt um das im Südosten vermutete Hippodrom – als Leihgabe erneut zu sehen. Spektakulär war damals im Deutschen Museum auch die Rekonstruktion des Westgiebels am zentralen Zeustempel in Originalgröße mit einem entsprechenden Giebel-Rahmen. Seit 1977 waren die Figuren im Depot der Abguss-Sammlung gelagert, bevor sie – allerdings ohne das entsprechende Dach, das abgerissen wurde und nicht erhalten blieb – 2018 im Wilhelms-Gymnasium an der Maximilianstraße einen neuen Platz fanden.

In der Abguss-Sammlung dagegen sind berühmte Figuren wie der Bronzekopf eines Jungen als Kopie in koloriertem Zinn mit seinen leuchtenden Augen zu sehen oder die Bronze-Fragmente von Dreifußbeinen, deren kolorierter Gips täuschend echt die Bronze nachahmt. Im Zentrum steht auch eine Pankrationgruppe, die einen stehenden bärtigen Athleten zeigt, der einen jüngeren im »Allkampf« zu Boden zwingt, der berühmte sitzende Faustkämpfer mit seinen verbundenen Händen, dessen Original heute im Nationalmuseum von Rom steht, oder der Wagenlenker aus Bronze aus dem Apollonheiligtum in Delphi mit seinem fließenden Gewand, in der rechten Hand noch die Reste des Zügels. Zu sehen gibt es aber auch Statuetten, dazu weitere kleine Objekte und feine Gips-Modelle von Marmor-Reliefs mit Darstellungen von Fünfkampf, Ballspiel oder gar einer antiken Variante des Hockeyspiels. Nicht fehlen darf neben dem »Antretenden Diskuswerfer« der berühmte »Diskobol des Myron«, Inbegriff eines Athleten und in mehreren römischen Kopien nach einem griechischen Original überliefert, aber auch als Bronzestatuette aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. in der Antikensammlung im Original zu sehen – und hier als exzellente Kopie. Dazu gibt es Opfergaben wie das schöne »Münchner Weihrelief«.

Kleine Schautafeln erklären anhand der dargestellten Athleten ihre Sportarten. Der weiterführende, sehr erhellende Katalog zu den Forschungen und Ausgrabungen in Olympia, der Geschichte der Abgüsse und wie der Westgiebel des Zeustempels vom Museum in die Schule kam, kostet als Buch mit 321 Seiten und zahlreichen farbigen Abbildungen in der Ausstellung 25 Euro, kann aber auch auf der Website kostenlos als E-Book heruntergeladen werden. ||

DAS ANTIKE OLYMPIA IN MÜNCHEN
Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke | Katharina­-von-­Bora­Str. 10 | bis 16. Oktober | Mo–Fr 10–20 Uhr, Sa/So/feiertags geschlossen | Eintritt frei

Weitere Besprechungen zu Ausstellungen in München finden Sie in der kompletten Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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