Es lebe die Party! Im Rahmen der Reihe »Tune« trat Wolfgang Voigt im Haus der Kunst auf. Eine Kurzkritik von Ralf Dombrowski.
Wolfgang Voigt
Der Kraftwerk-Faktor
Techno ist historisch geworden. An sich ein Widerspruch bei einer Musik, die einst von sich behauptete, unabhängig von klassischen Formen der Vergangenheitsfixierung wie Song, Komposition, Künstler zu sein. Aber das kulturelle Gedächtnis manifestiert sich in Personen und die wiederum können sich nicht aus der Chronologie lösen. So wie der Kölner Techno-Produzent Wolfgang Voigt und der Pop-Hagiograph Thomas Meinecke. Zur Einstimmung von Voigts Performance »Rückverzauberung – Abstract Essentials« im linken Flügel des Hauses der Kunst schwelgen sie im Artist Talk der Reihe »Tune« in Erinnerungen, an Labels in Köln und Frankfurt, an die dezenten ästhetischen Irritationen der Neunziger und die Bedeutung der Eins als Notwendigkeit für die Gestaltung von Techno-Tracks. Das ist schon deshalb charmant, weil es die Aporien des Selbstverständnisses unterhaltsam umschifft. Techno von einst negierte die Notwendigkeit des Genialischen aus dem Geiste der Funktionalität. Es lebe die Party, nicht der/die, der/die sie macht. Das ist aber letztlich kein ausstellbares, weil situatives, genusskonsumbezogenes Konzept. Und so ist auch Voigts audiovisuelle Performance »Rückverzauberung – Abstract Essentials« vor allem ein Kaleidoskop bunter, auf große Leinwand projizierter Farb-Partikel-Schwärme zu synthetischen, collagierten Musik-Geräusch-Schwebungen, mit identifizierbarem Autor und schon im Titel markierten Semantisierung des eigentlich Funktionalen. Der alte Techno ist zur Kunst geworden. Er ist Geschichte.
Tune – Wolfgang Voigt: Rückverzauberung – Abstract Essentials. Haus der Kunst.
Offizielle Website
Nächste Veranstaltung der Reihe Beatrice Dillon, 11./12.Feb
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