Reisen als Orchester ist derzeit utopisch. Also widmet sich das Münchner Kammerorchester (MKO) den Orten und Hörern in der Nachbarschaft.

MKO: Nachbarschaftshilfe

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Münchner Kammerorchester | © Sammy Hart

In kleiner bis kleinster Besetzung verbringen sie den Sommer hauptsächlich mit Open-Air-Konzerten an verschiedenen Orten. Vom Solo und Duo bis zu größeren Kammermusikbesetzungen sind die Musiker des Münchner Kammerorchesters (MKO) den August über unter dem Motto »MKOdelivery« unterwegs – Lieblingsspielplatz: der Künstlergarten des Münchner Museums Villa Stuck. Doch kurz vor Beginn des September – zumindest ist es so geplant – geht es für das MKO in die Saison 2020/2021. »Nachbarn« heißt das Motto einer sechsteiligen Konzertreihe, die am 30. August in der Himmelfahrtskirche in München Sendling beginnt. Nachdem die gewohnte orchestrale Zusammenarbeit mit den Semifinalisten des ARD-Musikwettbewerbs ausfällt, kamen die Musiker des Münchner Kammerorchesters auf die Idee, so heißt es auf ihrer Homepage, »die neue Saison in der Sendlinger Nachbarschaft ins Leben zu rufen«.

Die Himmelfahrtskirche ist den Musikern durch zahlreiche CD-Aufnahmen vertraut. Erster Gastsolist für die »Nachbar«-Serie, die sich als »Prolog« zur Saison 2020/21 versteht, ist der 1976 geborene israelische Mandolinist Jakob Reuven. Auf dem Programm der beiden Konzerte um 18 und 20 Uhr mit dem israelischen Dirigenten Omer Meir Wellber stehen Tschaikowskys »Rokoko-Variationen op. 35a« in der Bearbeitung von Anton Arensky, sowie Streicherwerke von Vivaldi und Schnittke. Am 4. September sind in »Prolog II« die Bläser dran, unter anderem mit Serenadenmusik von Mozart. Die beiden Konzerte am 11. September, mit dem belgischen Trompeter Jeroen Berwaerts als Gast, sind wiederum zeitgenössischen Modernisten gewidmet. Unter der Leitung von Chefdirigent Clemens Schuldt sind Werke von George Benjamin, Giacinto Scelsi und Toshio Hosokawa zu erleben. Und der Cellist Nicolas Altstaedt führt den Stab am 18. September beim vierten Vorwort der Saison. Es geht um Haydns »Cello-Konzert in C-Dur«, außerdem um zwei ungewöhnliche moderne Werke für zwölf Solostreicher von den beiden Ungarn György Ligeti und Sándor Veress.

Der Kalifornier Ryan Bancroft steht am 25. September am Pult des Münchner Kammerorchesters und zieht mit seinem Programm einen Bogen von dem estnischen KultKomponisten Arvo Pärt über den Barockmeister Heinrich Ignaz Biber bis zum Gründer der »musica viva« Karl Amadeus Hartmann. Als Letzter in der »Nachbarn«- Reihe des MKO gastiert der italienische Violinist und Dirigent Enrico Onofri in der Sendlinger Himmelfahrtskirche. Sein Programm mit dem Münchner Kammerorchester zwischen Barock (Henry Purcell) und Neobarock (Igor Strawinsky) enthält auch ein Arrangement zu Beethovens »Streichquartett op. 132«. Musik, die der Wiener Klassiker als »Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit« überschrieb. Ein Werk, das das französische Quatuor Ébène am 11. März in einem der letzten Münchner Konzerte vor dem Lockdown spielte und das jetzt nach dem allmählichen Wiederaufleben der Kultur- und Konzertszene wie programmatisch anmutet, vor einer Herbstsaison, bei der man die Rückkehr zur Normalität nur erahnen und erhoffen kann. Bis dahin jedenfalls hilft die Nachbarschaft über die Durststrecke hinweg. ||

MÜNCHNER KAMMERORCHESTER: NACHBARN – DIE PROLOG-KONZERTE ZUR NEUEN SAISON
Himmelfahrtskirche | Kidlerstr. 15
30. August bis 2. Oktober | 18/20 Uhr
Tickets: 089 4613 6430

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