Exklusiver Einblick in unser Literaturfest-Special: Das forum:autoren, kuratiert von Ingo Schulze, sucht unter dem Motto »Einübungen ins Paradies« nach Spuren des Mauerfalls auf der ganzen Welt – und lotet die Grenzen durch Sprache aus.
Literatur braucht Sprache. So einfach diese Feststellung ist, so schwierig kann sie im Einzelfall werden. Jeder, der schon einmal versucht hat, eine Geschichte aufzuschreiben, einen Artikel zu verfassen oder auch nur einen Geburtstagsgruß jenseits der Floskel zu formulieren, und mit Gedankenknoten vor leerem Bildschirm oder Papier saß, wird das nachfühlen können. Der Schwierigkeitsgrad schnellt in die Höhe, sobald man aus der Komfortzone der eigenen Muttersprache tritt und in einer Fremdsprache schreiben oder sprechen soll. Doch was passiert, wenn sich die vermeintlichen Grenzen von Sprache und Sprachen verschieben und auflösen oder auch angesichts kollektiver und persönlicher Erfahrungen verschoben und aufgelöst werden müssen?
Dies ist nur eine der Fragen, die sich beim Blick in das Programm des Literaturfests München stellen, das dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung begibt sich der deutsche Schriftsteller Ingo Schulze auf die Suche nach den Spuren, die der Mauerfall hinterlassen hat. Sowohl in den Köpfen als auch in den Herzen der Menschen. Schulze kuratiert das diesjährige forum:autoren, sein Motto: »Einübungen ins Paradies. Fragen an die Welt nach 1989«. Doch fragt er zu Recht danach, wie das Jahr 1989 nicht nur die bundesdeutsche und europäische Perspektive und Geschichte beeinflusst hat, sondern auch die weltweite und globale.
Dabei geht es eben immer um das Ausloten, Verschieben und Überwinden von Grenzen – von Mauern im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Diese entstehen bekanntlich zuerst im Kopf und sind gerade heute wieder zentraler Punkt der Debatten. Sei es das Infragestellen der offenen EU-Grenzen, der Brexit oder der Plan einer mexikanisch-amerikanischen Grenzmauer: Abgrenzungstendenzen sind wieder zur Norm geworden. Migrations- und Fluchtbewegungen werden als Angriff gewertet – auf die Souveränität und Identität jener, die diese Grenzen verteidigen. Dialog scheint hier kaum mehr möglich, könnte aber notwendiger nicht sein. Umso wichtiger werden Denker und Schreiber, die denen eine Stimme verleihen, die von den politischen wie sprachlichen Grenzverschiebungen zerquetscht zu werden drohen.||
Den kompletten Artikel und weitere Texte zum Literaturfest finden sie in der aktuellen Ausgabe. Ab morgen auf iKiosk.de, ab Samstag an den Verkaufsstellen und im Online-Kiosk und am Sonntag in der WamS.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zwischen Welten: Kritik zum Roman von Juli Zeh und Simon Urban
Didier Eribon: Der Roman »Eine Arbeiterin«
Irina Kilimnik: Interview zum Roman »Sommer in Odessa«
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton