Die Münchner Symphoniker haben Spaß am Experiment. Das gilt nicht nur für ihr Programm.

Joy Denalane, Soul-Power für die Münchner Symphoniker| © Ralf Dombrowski

Warum eigentlich nicht! Natürlich soll ein Mobiltelefon beim Konzert nicht läuten oder über ähnliche aufdringliche Aktionen die Aufmerksamkeit der Menschen von der Kunst ablenken. Auf der anderen Seite hat man sich längst daran gewöhnt, bei Opern beispielsweise die Libretti nicht mehr auf den Oberschenkeln, sondern auf kleinen Displays im Vordersitz oder auf Bildschirmen über der Bühne mitzulesen. Warum also das Handy nicht auch als Infobonus für den Konzertgenuss verwenden, dachte sich ein holländisches Entwicklerteam und gestaltete die Wolfgang-App. In gemächlichem Tempo werden dabei während eines Konzerts Informationen eingeblendet, die dem Verständnis helfen, auf vergleichsweise dunkel gehaltenen Bildschirmen, eine Art Nachtnavigation durch das klassisch musikalische Beziehungsgeflecht.

Die Testläufe in Holland verliefen vielversprechend, inzwischen fängt die Wolfgang-App auch andernorts an, Konzertgänger zu beglücken. Als erstes Orchester in München haben sich die Münchner Symphoniker des technischen Fortschritts angenommen. Seit vergangenem Oktober ist die Wolfgang-App bei den Abonnement-Konzerten im Einsatz. »Mit der Einführung von Wolfgang wollen wir dem Digitalen einen Raum im klassischen Konzert geben, um dem interessierten Publikum eine Erweiterung des Konzerterlebnisses zu ermöglichen«, meint Annette Josef, die Intendantin des Orchesters. Die Resonanzen sind bislang positiv, ein Technikteam unterstützt einerseits installationswillige Smartphonebesitzer vor Ort und kümmert sich darüber hinaus um die passende Balance von Input und Tempo der Informationen, die während der Konzerte ins System gefüttert werden. Wer das einmal ausprobieren will, hat am 8. Mai dazu die Gelegenheit. Denn beim Programmkonzert »Ongarese« im Herkulessaal, das sich im weiteren Sinne mit ungarisch inspirierten Kompositionen von Zoltán Kodály über Ernst von Dohnányi bis Ludwig van Beethoven beschäftigt, ist Wolfgang aktiv.

Und es ist nur eine von zahlreichen Aktivitäten, mit denen das zeitgemäß innovationsoffene Orchester sich im an sich reich bestückten Münchner Ensembleleben behauptet. Mit einem weit gefächerten und thematisch ausgesuchten Abonnementsystem lädt es 2019/20 in den Herkulessaal, das Prinzregententheater, aber auch in ungewohnte Spielorte für klassische Musik wie das Technikum im Werksviertel am Ostbahnhof. Außerdem sind Gastspiele geplant, in Mailand, China, Amsterdam, eine Konzertreise nach Japan und zahlreiche Aktivitäten am Heimatort bis hin zu Education-Programmen mit Schulpatenschaften, Kinderkonzerten, Probebesuchen. Als nächstes Konzert neben der »Ongarese«steht darüber hinaus in der noch laufenden Saison ein besonderes Event in der Philharmonieaufdem Plan. Denn am 13. Juni wird die Soulsängerin Joy Denalane Gast der Münchner Symphoniker sein. Die Leitung des Crossover-Abends übernimmt Miki Kekenj, Konzertmeister der Bergischen Sinfoniker. Diesmal ohne Wolfgang-App, dafür mit der kraftvollen Leidenschaft einer großen Stimme. ||

MÜNCHNER SYMPHONIKER: »ONGARESE« / JOY DENALANE
Herkulessaal / Philharmonie
8. Mai / 13. Juni| 20 Uhr
Tickets: 089 44119626

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