Die Jazzwoche Burghausen feiert ein halbes Jahrhundert Festival. Mit Stars und reichlich Enthusiasmus.

Angelique Kidjo| © Jazzwoche Burghausen

Es gibt viele Anekdoten, zum Beispiel die von Oscar Peterson. In den Siebzigern längst einer der Säulenheiligen des Jazz, weigerte er sich üblicherweise, an kleinen, randständigen Orten aufzutreten. Die musikbegeisterten Organisatoren der Jazzwoche Burghausen wollten den Meister jedoch unbedingt bei sich spielen lassen. Also schummelten sie ein wenig, erzählten ihm, er würde in München konzertieren und holten ihn mit einer verdunkelten Limousine ab. Sie erzählten ihm, der Flughafen läge doch ziemlich weit außerhalb, kurvten behände bis an die österreichische Grenze und schafften es, dass Peterson schließlich bei ihrem aufstrebenden Festival an der Salzach zu hören war.

Solche und ähnliche Geschichten passierten immer wieder. Denn das Team um den von Anfang an mitwirkenden Jazzprofessor und künstlerischen Leiter Joe Viera und zahlreiche Gleichgesinnte von Helmut Viertl über Herbert Hebertinger bis Herbert Rißel zeichnet sich durch eine wunderbar zielführende Mischung aus Musikbegeisterung und Sturheit aus, die es schafft, ein Festival mit internationalem Zuschnitt in diesem Jahr zum 50. Mal zu veranstalten. Nur so ist es möglich, immer wieder Stars in die Region zuholen, ein Publikum aus Fans und Zugereisten an Veranstaltungsorte wie die Wackerhalle zu lotsen, überhaupt örtliche Sponsoren und Kooperationspartner wie Wacker Chemie und den Bayerischen Rundfunk im Boot zu halten. Denn die Internationale Jazzwoche Burghausen ist eine Mixtur aus Identifikationsangebot und Kulturpräsentation, einfür die Stadt verbindendes Alleinstellungsmerkmal, das über touristische Sehenswürdigkeiten wie die längste Burg der Welt hinausreicht.

Über die Jahrzehnte hinweg haben sich neben den Konzerten auch zahlreiche weitere Aktivitäten etabliert, die zum kulturellen Leben rund um das Festival beitragen. Bereits zwei Jahre nach der ersten Ausgabe der Jazzwoche begann Viera, Jazzkurse anzubieten, wo interessierte Novizen sich unter professioneller Anleitung der damals noch rätselhaft neuen Musik widmen konnten. Sessions gehörten ebenfalls bald dazu, inzwischen institutionalisiert durch die allabendlichen Clubangebote im Jazzkeller des Mauthnerschlosses.

Seit 1999 werden außerdem in der Fußgängerzone der Stadt Ruhmesplatten als »Walk of Fame« eingelassen, die Legenden ehren, die ihren Weg nach Burghausen gefunden haben. Und zum inzwischen elften Mal wird auch der »Burghauser Europäische Nachwuchs-Jazzpreis« vergeben, dessen Finalisten jeweils am Tag vor dem eigentlichen Eröffnungskonzert zum Kampf um das Siegertreppchen antreten. Kurz: Es gibt viel zu feiern! Die internationale Jazzwoche Burghausen hat ein halbes Jahrhundert Kulturarbeit geschafft, hat der Region musikalisch Kraft gegeben, Menschen inspiriert, Kreativitätsströme an die Salzach geleitet. Daher werden im März die Flaschen entkorkt. Stars von Dianne Reeves bis Al Di Meola, Lucky Peterson bis Nils Petter Molvaer, Jamie Cullum bis Lizz Wright, aber auch zahlreiche regionale und nachwachsende Künstler vermitteln dem Publikum die Faszination des Jazz. Ein Hoch auf alle, die dieses famose Festival seit vielen Jahren möglich machen! ||

50. INTERNATIONALE JAZZWOCHE BURGHAUSEN
Burghausen| 26.–31.März| verschiedene Zeiten | Tickets: 08677 916463 33

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